Die Störche Oberschwabens



Wilflingen



2019: Es ist wohl wieder unser Brutpaar vom vergangenen Jahr, welches dieses Frühjahr auf dem Kirchturm nistet (beim Weibchen wissen wir das ja nicht ganz so genau, denn die Dame gibt keine Auskunft über ihre Herkunft, sie trägt keinen Ring). Seit Ende Februar sind beide da, einer der beiden ließ sich wohl ab und zu auch im Winter blicken.
Anfang Mai schlüpften aus dem Gelege der Wilflinger Störche zwei kleine Storchenküken, die sie bisher auch gut über die Runden brachten.
Am 12. Juni bekamen die beiden Jungstörche – sie waren zu diesem Zeitpunkt knapp sechs Wochen alt – Besuch von der Riedlinger Feuerwehr. Sie erhielten ihren obligatorischen Ring, und bei der nachfolgenden Wägung erwies sich einer der beiden als richtiger Brummer, denn er wog fast vier Kilogramm! Ein unbefruchtetes Ei lag auch noch im Nest, und zu meiner und des begleitenden Feuerwehrmanns Freude platze es beim Einpacken, ein wahrhaft unsägliches Geruchserlebnis... Schon mehrmals ist mir Ähnliches passiert, und wie kommt das nur? Da liegt so ein Ei wochenlang in praller Sonne, die Jungvögel turnen darauf herum und auch die Altstörche nehmen sicherlich nicht allzuviel Rücksicht, und ich berühre es leicht....Peng!

Ja also, den beiden Jungstörchen geht's jedenfalls gut und ihrem Ausflug in ein paar Wochen steht eigentlich nichts mehr im Wege.

2018: Dieses Frühjahr gab es keinen Wechsel in Wilflingen. Die Storchendame trägt zwar keinen Ring, aber die beiden verstanden sich von Anfang an recht gut, und so ist anzunehmen, dass es sich auch bei der Störchin um die letztjährige Gattin handelt. Na, und dieses Frühjahr wollten sie es wirklich wissen: Sage und schreibe fünf Junge wurden bei der Nestbeobachtung am 19. Mai gesehen, eine stattliche Familie! Es war dann aber wohl doch etwas zuviel für die Eltern, und so wurden bei der nächsten Horstkontrolle zehn Tage später nur noch vier Schnäbelchen gezählt. Aber auch vier Kinder wollen gefüttert sein und fressen eine ganze Menge, denn immerhin nimmt jedes Störchlein vom Schlupf bis zu seinem Ausflug das bis zu fünfzigfache seines Anfangskörpergewichts zu (ein Mensch würde bei vergleichbarer Gewichtszunahme nach Ablauf  seiner ersten zehn Lebenswochen etwa zweieinhalb Zentner wiegen)! Na, hoffen wir, dass die Eltern genug Futter finden und die Jungschar einigermaßen satt bekommen, so dass alle Vier den Ausflug schaffen.

Die Wilflinger freuen sich, denn tatsächlich alle vier Wilflinger Jungstörche kamen durch. Bei der Beringung am 20. Juni sahen die Storchenjungs und -mädels sogar richtig gut aus, jeder der vier brachte mehr als drei Kilogramm auf die Waage. Ihren ersten wagemutigen Sprung vom Kirchturmdach ins Ungewisse haben sie längst hinter sich, jetzt steht ihnen das große Abenteuer ihrer ersten Reise bevor. Hoffen wir, dass sie auch diese Herausforderung meistern.

2017: Der Storchenmann vom letzten Jahr ist nach Wilflingen zurückgekehrt, seine letztjährige Angetraute hat ihn allerdings verlassen – vermutlich aufgrund des Brutverlusts im Jahr 2016; sie ist nach Blochingen umgezogen. Er hat sich auch gleich eine Neue nach Wilflingen mitgebracht, eine Storchendame ohne Ring (über die wir deshalb leider gar nichts wissen).
Nach viel Techtelmechtel machten sie um den 10. April ernst, legten Eier in die Nestkuhle und setzten sich abwechselnd darauf. Gegen Mitte Mai wurde es dann im Horst auf dem Kirchturm ziemlich lebendig, und bald tummelten sich vier kleine Junge im Nest. Mit der Fütterung waren die Eltern allerdings etwas nachlässig, oft mussten die Kleinen stundenlang warten. Daher überlebten nur die beiden ältesten. Am 20. Juni war der Schreck bei den nun fast sechswöchigen Jungstörchen groß, als doch tatsächlich ein paar Menschenköpfe über dem Nestrand erschienen. Sie stellten sich tot, nützte aber nichts. Man setzte sie in eine Tasche, verpasste ihnen einen Ring, wog sie und puhlte an ihrem Schnabel herum (puh, wie unangenehm...), und dann nahm man auch noch einen Teil der Wohnungseinrichtung mit, die Papa und Mama mühsam gesammelt hatten (Tüten, Schnüre u.a. Müll), na sowas! Gott sei Dank verschwanden die Störenfriede bald wieder und man hatte wieder seine Ruhe im Nest!

Na, jetzt ist ihnen das Nest bald egal, den beiden Storchenkindern. Eigentlich sind sie ja schon fast erwachsen, auch die Schnäbel und Beine werden schon rot. Und wenn sie dann demnächst ausgezeichnete Flieger sind, verabschieden sie sich von ihren Eltern und auch von Oberschwaben. Wünschen wir ihnen viel Glück auf ihrer ersten großen Reise!

 

Wilflingen
Der neue Horst in Wilflingen auf dem Lupusturm. 30.06.2014. Foto: Ute Reinhard

2016: Am 1. und 2. März erschienen zwei Störche in Wilflingen – ein zweijähriger Storch aus Beuren an der Aach (Landkreis Konstanz) und ein unberingtes Weibchen – und bauten am Nest auf dem Kirchturm. Sie wurden immer wieder von anderen Störchen gestört, auch gab es Kämpfe ums Nest, und schließlich war ihnen das wohl zuviel und sie verschwanden wieder.
Mitte April interessierte sich dann ein anderes Storchenpaar für den Horst. Es waren ebenfalls Zweijährige – beide aus der Bodenseeregion, er aus Frickingen, sie aus Schiggendorf. Und dieses Paar ließ sich von anderen Störchen nicht vergraulen, sondern begann Ende April mit einer Brut. Aus dem Gelege schlüpfte einen Monat später dann ein kleiner Jungstorch, ein Einzelkind, was in Anbetracht der Unerfahrenheit der Eltern auch ganz vernünftig war.

Fremdstörche setzten der Familie allerdings weiterhin zu, das Wetter war auch nicht gerade freundlich, und so starb der kleine Storch vermutlich nach der nasskalten und windigen Nacht am 17. Juni, denn von da an wurden beide Altstörche wieder gemeinsam auf der Wiese gesehen. Ob sie es nächstes Jahr noch einmal auf dem Wilflinger Kirchturm mit einer Brut versuchen werden?

2015: Die Wilflinger Störche zogen es vor, auf die Reise in den Süden zu verzichten und den Winter in Wilflingen zu verbringen. Obwohl sie dadurch beste Voraussetzungen hatten, mit einer frühen Brut zu beginnen, sind bisher keinerlei Aktivitäten in dieser Richtung zu erkennen. Ob die Belästigung durch Fremdstörche eine Rolle spielt? Anwohner meinten nämlich, dass möglicherweise kurz vor einem heftigen Storchenkampf am Karfreitag die ersten Eier im Nest lagen. Bei einer Kontrolle am 2. April wurde allerdings kein Storch brütend im Nest entdeckt. Lag er so tief im Nest, dass er auch von meinem erhöhten und weit entfernten Standort aus nicht sichtbar war?

Juli: Nichts Neues aus Wilflingen.

2014: Im Jahr 1985 wurde im Rahmen des damaligen Auswilderungsprojektes ein Projektpaar in Wilflingen ausgewildert. Die Brut dieses Paars verlief jedoch nicht erfolgreich, weil das Weibchen mit einem Fahrzeug kollidierte und ums Leben kam.
Lange Zeit blieb die Nistunterlage auf dem Kirchturm. Da sich aber kein Storch mehr in Wilflingen einfand, wurde sie schließlich entfernt. Jetzt auf einmal haben die Störche jedoch Wilflingen entdeckt. Ein in Bad Waldsee gebürtiger, noch blutjunger Storch begann Ende März zusammen mit einer unberingten Storchendame ohne jegliche Nisthilfe mit dem Bau eines Nestes auf dem Kirchturmfirst. In diesem Frühjahr wollen es uns die Adebare anscheinend zeigen, was sie können. Nistunterlage, phhh, brauchen wir nicht! Die Wilflinger Baumeister sind in dieser Hinsicht kein Sonderfall (siehe auch Ennetach, Göggingen, Isny, Meßkirch).
Jedenfalls wurde ein recht stabiles Nest daraus, und so schickten sich die Wilflinger Störche tatsächlich am 23. April an, auf dem Kirchturm zu brüten. Man darf gespannt sein, was daraus wird.

Juni: Am 23. und am 26. Mai wurden jeweils mehr oder weniger komplette, leere Eierschalen aus dem Nest geworfen, gesichtet wurde im Nest einige Tage später jedoch nur ein Junges. Das Einzelkind wurde liebevoll von den Eltern umsorgt und gedieh, das selbst gebaute Nest auf dem Lupusturm hielt Gott sei Dank auch einigen heftigen Stürmen stand. Als der Jungstorch am 30. Juni im Alter von etwa fünfeinhalb Wochen mit Hilfe der Riedlinger Feuerwehr beringt wurde, erwies er sich zwar als noch etwas klein und untergewichtig, seine Befiederung war allerdings fast komplett, er machte einen gesunden Eindruck und war uns sofort ans Herz gewachsen. Da es sich wahrscheinlich um ein Weibchen handelt, erhielt er bzw. sie den Namen "Lupina". Hoffen wir, dass das Nest auch die nächsten Stürme übersteht – es wurde als ziemlich stabil befunden –, denn Lupina braucht noch einige Wochen, bis sie fliegen kann.



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