Die Störche Oberschwabens



Staig



2019: In Staig nisten wieder der Oggelshausener und die Waldbeurenerin. Um den 20. April schlüpften im Staiger Horst nach und nach mindestens vier kleine Störche aus den Eiern. Das Nesthäckchen schaffte es allerdings leider vermutlich nicht durch die darauffolgenden kalten Tage, denn am 7. Mai wurden nur noch drei Jungvögel im Nest entdeckt.

23.06.2019: Als die Eisheiligen einsetzten und nachfolgend noch lang anhaltender Regen kam, waren die Jungstörche schon an die vier Wochen alt und ziemlich groß. Von den Eltern konnten sie nicht mehr geschützt werden, und so traf sie das Wetter besonders hart. Von den drei Jungvögeln überlebte nur einer. Am 24. Mai wurde er im Alter von fünf Wochen mit Hilfe der EnBW beringt, mit 2300 g war er eindeutig unterernährt. Inzwischen hat er aber sicherlich aufgeholt und wird bald das Nest verlassen. Den Eltern, die ihm aufs Nest jetzt nur noch sehr wenig Futter bringen, um ihn zu seinem ersten Flug zu ermuntern, ist augenscheinlich schon etwas langweilig, weshalb sie sich gerade mit dem Bau einer Zweitwohnung auf einem Mast an der Bundesstraße beschäftigen.

2018: In Staig ist alles beim Alten. Die beiden waschechten Oberschwaben aus Oggelshausen und Waldbeuren, er nun knappe acht Jahre alt, sie ein Jahr jünger, belegen wieder ihr Mastnest. Aufgrund der sehr kalten Märztage begannen sie etwas später als im Vorjahr mit der Brut. Ende April / Anfang Mai sind die Jungen geschlüpft, mindestens drei an der Zahl.

Drei Jungvögel waren es mindestens, die im Nest am 11. Mai entdeckt wurden. Und drei Jungvögel wurden auch am 8. Juni beringt und gewogen. Offensichtlich ging es ihnen gut, Schnäbel waren bei dem schönen Wetter und der nahrhaften Käfer- und Heuschreckennahrung statt lehmverkrusteter Regenwurmkost nicht zu putzen. Mittlerweile haben sie schon das Element der Lüfte kennengelernt und bereits dauerhaft das elterliche Nest verlassen. Jetzt, wo die Kinder aus dem Haus sind, lassen es sich die Altstörche nochmal so richtig gutgehen, bis auch sie den Ort verlassen. Das Staiger Brutweibchen zieht vermutlich nach Spanien, er fliegt aller Wahrscheinlichkeit jedoch nicht so weit, nach den bisherigen Wiederfundmeldungen verbringt er den Winter vermutlich in der Schweiz.

2017: Die Staiger Störche – es sind dieselben wie im vorigen Jahr – gehörten dieses Frühjahr zu denjenigen, die ziemlich zeitig mit der Brut begannen. Bereits am 20. März saßen sie auf einem Gelege, ungefähr einen Monat später schlüpften die ersten Jungen, kurz vor einem massiven Kälteeinbruch mit tagelangen Schneefällen. Da die Küken aber noch klein waren, passten sie noch gut unter die hudernden Altstörche. Und diese ließen es im Staiger Nest offensichtlich nicht an Sorgfalt mangeln, denn alle kleinen Störchlein, insgesamt vier an der Zahl, überlebten das „Sauwetter“.

Die Staiger Jungschar überstand nicht nur das Sauwetter Ende April/Anfang Mai, sondern auch ihre übrige Nestlingszeit vollzählig. Am 24. Mai wurden sie mit Hilfe der EnBW beringt und erwiesen sich – mit Ausnahme des etwas schmächtigen Nesthäkchens - als einigermaßen gut im Futter. Für sie heißt es nun bald Abschied nehmen von den Eltern und vom Schussental, denn los geht´s auf die erste große Reise.

Staig
Diese Feder ist einfach noch nicht sauber. Foto: Georg Steinhauser 29.03.2014

Staig
Am 19.05.2014 waren es noch 3 Jungstörche in Staig. Foto: Georg Steinhauser

2016: Die Staiger Störche kehrten mit einem Tag Abstand am 20. und am 21. Februar zu ihrem Horst in Staig zurück. Einen Monat lang verbrachte man mit Hausputz, Anbau und vergnüglicher Herumturtelei. Dann war es soweit. Die ersten Eier wurden gelegt, und von da an saß immer einer der beiden auf dem Nest und wärmte das Gelege. Ende April regte sich dann etwas, die ersten kleinen Störche schlüpften. Es wurden insgesamt vier an der Zahl.

Dann forderte das miese Wetter seinen Tribut. Nach den Eisheiligen fehlte das Nesthäkchen. Drei lebten aber immerhin noch. Als ich das nächste Mal wieder vom Hügel aus in den Horst schaute, es war der 27. Mai, war kein junges Leben mehr im Nest. Den Dauerregen und die sehr niedrigen Temperaturen am Montag und Dienstag (23. und 24. Mai) hatte keiner der kleinen Störche überstanden.

2015: Zum selben Zeitpunkt wie die Störchin vom benachbarten Preußenhäusle erschienen auch die Staiger Störche an ihrem Horst. Man schrieb den 19. Februar, es war gerade gutes Flugwetter. Einer der Störche – vermutlich war es das Männchen (denn damals als er in Mochenwangen brütete, gab es dort auch einen überwinternden Storch) – hielt sich sogar bis in den Dezember hinein in Staig auf.

Da die beiden durch die letzte Brutsaison bereits bestens miteinander vertraut sind, begannen sie dieses Jahr schon ein paar Tage früher mit der Brut. Bereits seit Ende März sitzen sie abwechselnd auf einem Gelege.

Dieses Frühjahr war das Nest auch von erhöhter Warte aus nur sehr schlecht einsehbar. Nach dem Verhalten der Altstörche war es zwar klar, dass sich ab Ende April kleine Störchlein im Nest befanden, gesehen hat man sie anfangs aber nicht. Mitte Mai sah man dann aber deutlich drei Köpfchen, Ausgang des Monats waren es jedoch nur noch zwei. Diese beiden werden allerdings als André und Marcell (oder Andrea und Marcella?) in die Storchengeschichte eingehen, denn am 16. Juni erhielten sie jeweils einen Sender huckepack. Bald kann jeder, der sich für den Zug der Weißstörche interessiert, ihre Reise im Internet verfolgen, mal sehen wo die beiden den kommenden Winter verbringen.

2014: Der Staiger Brutstorch hatte nach dem letztjährigen Misserfolg und dem Desaster im Jahr zuvor von seinem Horst in Staig endgültig genug und versucht sein Glück dieses Jahr in Mochenwangen. Wie das Leben so spielt, nahm seinen Platz der letztjährige Mochenwangener Brutstorch ein, ein vierjähriges Männchen aus Oggelshausen am Federsee. Auch die Störchin ist dieses Jahr eine andere. Sie brütete letztes Jahr in Amtzell, aus der Brut wurde aber nichts. Geboren wurde sie in Waldbeuren im Jahr 2011, sie ist demnach ein Jahr jünger als ihr Gatte. Die beiden wurden sich schnell einig, und so stand der Brut nichts mehr im Wege. Seit Anfang April sitzen sie abwechselnd auf einem Gelege. Hoffen wir, dass es diesmal klappt, und es wieder einmal Storchennachwuchs in Staig gibt, der es bis zum Ausflug schafft.

Juni: Ja, dieses Jahr scheint es tatsächlich in Staig etwas zu werden. Drei Storchenküken schlüpften Anfang Mai. Die Staiger Bevölkerung staunte aber nicht schlecht, als nach dem 2. Juni auf einmal vier kleine Störche im Staiger Nest zu sehen waren. Hatten sie den vierten die ganze Zeit übersehen?  Sie hatten aber schon richtig geschaut, denn der vierte Jungstorch war ein Adoptivkind, das bei der Beringung am 2. Juni zu den drei Staiger Jungstörchen ins Nest gesetzt wurde. In Emerkingen war nämlich der Storchenpapa verunglückt, und man musste seine vier Storchenkinder in anderen Nestern unterbringen (siehe auch Ostrach). Das Adoptivkind wurde sowohl von den Staiger Geschwistern als auch von den Staiger Eltern problemlos angenommen. Alle vier Jungstörche sind munter, und die größeren trainieren schon fleißig ihre Flugmuskulatur.

Immer wieder kommen vor allem unerfahrene Störche an Strommasten ums Leben. Und dies nicht nur auf dem Zug, sondern auch bei uns in Oberschwaben. Meist sind Mittelspannungsmasten verantwortlich, die nach früheren Standards mit Büschelabweisern oder dünnen Stangen versehen sind und somit als gegen Vogelschlag "gesichert" gelten, es jedoch – wie man mittlerweile leider feststellen musste - mitnichten sind. Dieses Jahr traf es einen der Staiger Jungstörche. Er erlitt einen tödlichen Stromschlag an einem Mittelspannungsmast am Ortsausgang von Staig Richtung Mochenwangen, also ganz in der Nähe seines Geburtsnestes.

Staig

Staig
Foto: G. Steinhauser 2013

2013: Storchenmännchen sind, was schlechte Erfahrungen anbelangt, etwas härter im Nehmen als die Weibchen ihrer Art. Diesem Verhalten und auch der Tatsache, dass das Männchen nun schon mehrere Jahre in Staig ansässig ist, verdanken es die Staiger, dass der Storch dem dortigen Nest treu geblieben ist. Vermählt hat er sich mit einer unberingten Dame, vermutlich derjenigen, mit der er sich letztes Jahr schon angefreundet hat. Um den 25. März begannen die beiden ernsthaft mit dem Brutgeschäft.

Juni: Das Gelege in Staig wurde trotz Kälte um Ostern erfolgreich bebrütet, und so tummelten sich in den ersten Maitagen vier Junge im Nest. Scnon die Eisheiligen machten ihnen aber schwer zu schaffen und kosteten die beiden Jüngsten das Leben. Es kamen aber weitere Kälteperioden, und als Ende Mai und Anfang Juni der Himmel ununterbrochen seine Schleusen öffnete, hielten auch die beiden Ältesten nicht mehr durch. Am 4. Juni, als eigentlich ihre Beringung geplant war, mussten sie tot vom Horst geholt werden. Katastrophenjahre wie dieses gibt es immer mal wieder. Deshalb ist es auch wichtig, dass in Jahren mit besserem Wetter als Ausgleich möglichst viele Junge durchkommen.
Hoffen wir, dass das nächste Jahr wieder ein gutes Jahr für die Störche wird.

2012: Ihr Bruterfolg in Staig hat die Störche überzeugt. Der nun sechsjährige Ertinger und seine zwei Jahre jüngere Storchendame aus Tüfingen sind zum Masthorst nach Staig zurückgekehrt und hatten es diesmal mit der Brut ziemlich eilig. Schon zu Beginn der letzten Märzdekade, also etwa eine Woche früher als im letzten Jahr, lagen schon die ersten Eier im Nest.

Mitte Juni: Die Jungen waren gerade frisch geschlüpft, da spielte sich in Staig eine Tragödie ab: Die Störchin wurde am 26. Mai von einem Auto angefahren. Der Aufprall war so heftig, dass die Windschutzscheibe des Fahrzeugs zu Bruch ging. Vermutlich hatte sie innere Verletzungen, die sich erst etwas später bemerkbar machten, denn bis zum nächsten Abend konnte sie noch regelmäßig ihren Horst anfliegen, war dann aber plötzlich verschollen. Man setzte mich erst Sonntag abend vom Unfall in Kenntnis, und als ich Montag früh das Nest beobachtete, waren bis auf ein einziges Küken alle tot. Der Storchenvater bemühte sich, das verbliebene Junge alleine durchzubringen, was ihm angesichts einer in der Gegend herrschenden Maikäferplage auch sicherlich gelungen wäre, da geschah etwas Unglaubliches: einem Anwohner fiel es ein, sein Dach auszubauen und er stellte den Lastkran – obwohl eine Aufstellung an weniger störendem Platz ohne Probleme möglich gewesen wäre – direkt neben den Horst! Der Storch verließ panikartig das Nest und versuchte darauf immer wieder vergeblich den Horst anzufliegen, um sein Junges zu füttern. Das Junge starb. Da es sich beim Weißstorch um einen streng geschützten Vogel handelt und sich der Anwohner auch nach Hinweis auf sein Fehlverhalten uneinsichtig zeigte, wird dieser Vorgang nicht ohne Konsequenzen bleiben.

Fotos: Georg Steinhauser 2011

2011: Die Neubesiedlung durch Störche in Staig im letzten Jahr etabliert sich. Die Störche, und zwar die Horstinhaber vom letzten Jahr, sind zurückgekommen. Das Männchen wurde erstmals am 1. März in Staig gesehen, genau eine Woche später kam seine Gattin an. Es wurde zunächst am Horst gebaut und sich eifrig gepaart. Ende März war es dann schon soweit, die Beiden begannen mit der Brut.

Juni: Um den 27. April schlüpften die ersten kleinen Störche in Staig, und ein paar Tage später waren schließlich drei Köpfchen im Staiger Horst zu sehen. Die Jungstörche entwickelten sich gut, sie waren gut im Futter und wurden schnell größer. Auch der kleinste hielt gut mit. Am 8. Juni wurden alle drei beringt und für optimalgewichtig befunden. Ein unversehrtes Ei lag auch noch im Nest. Die Beringungsaktion, bei der außerdem gefährlicher Müll wie Plastikabfälle und Schnüre aus den Horsten entfernt wird  – dieses Jahr leider in vielen Horsten zu finden –, wurde mit einer Hebebühne der Fa. Mateco durchgeführt. Finanziert wurde die Hebebühne dankenswerterweise mit Spenden der Gemeinde Fronreute, des BUND Ravensburg und des BUND Schenkenwald.

Anfang August: Die Jungstörche in Staig wuchsen heran und ähnelten in Größe und Statur mehr und mehr den Eltern, als sie schließlich Mitte Juli vom Nest abhoben und zu fliegen begannen. Einer der drei kam allerdings nicht weit und wurde noch am selben Tag in den Straßen von Staig geschwächt aufgelesen. Er kam in Pension zu den Maurers vom Preußenhäusle, wo er seitdem die Tage frei auf der Wiese, die Nächte geschützt in einer Volière verbringt und täglich mit von den Maurers frisch gefangenem Fisch versorgt wird. Mit dem Fliegen will es aber immer noch nicht recht klappen. Möglicherweise hat er sich bei seinem ersten Ausflug eine kleine Verletzung am Flügel zugezogen, weshalb er demnächst nach Salem zum Affenberg gebracht werden soll, wo demnächst ein Platz in der Voliére frei wird. Hoffen wir, dass er wie seine Geschwister doch noch dieses Jahr den Zug in den Süden antreten kann.

2010: Das Föhrenrieder Männchen, ein vierjähriger Storch aus Ertingen, wollte tatsächlich nicht mehr auf den Baumhorst ins Föhrenried zurück. Er musste dort im letzten Jahr ein schlimmes Unwetter erleben und dabei zusehen, wie nahezu sämtliche Bäume in Nähe seines Horstes durch den Sturm gefällt wurden und seine vier Jungen im Nest umkamen. Er zog daher einen geschützteren Platz innerhalb der benachbarten Ortschaft Staig vor und baute im Frühjahr am bereits im vorigen Jahr zusammen mit seiner Partnerin "Antonia" begonnenen Horst auf einem Niederspannungsmast weiter. "Antonia" erschien aber nicht. Wo ist sie abgeblieben? Niemand hat sie bisher irgendwo gesehen. Der Ertinger muss deshalb aber nicht Trübsal blasen, schließlich gibt es noch andere Storchendamen, wie wär's z.B. mit einer Jungen vom Bodensee? Die zweijährige Dame aus Tüfingen kam gegen Ende März und fand am Ertinger und seinem Nest Gefallen. Man wurde sich schnell einig, und da Antonia nicht zurückkam, stand der Vermählung der beiden nichts im Wege. Seit Anfang April sitzen sie abwechselnd auf ihren Eiern.

Juni: Der erste Staiger Storchennachwuchs ist da. Drei kleine Störche bevölkerten bis Ende Mai das Nest auf dem Mast. Zwar gelang es den Eltern, die flaumigen Knäuel gegen Nässe und Kälte gut abzudecken, zwei waren aber doch zu geschwächt, um auch die Güsse Anfang Juni zu überstehen. Denn am 3. Juni entließen die Wolken an die 50 Liter Regen pro m² in Staig. Immerhin hat es ein Jungstorch bisher trotz sämtlicher Widrigkeiten geschafft, und so wird es Mitte Juni vermutlich ein kleines Beringungs-Fest in Staig geben.

Juli: Die Beringung des ersten Staiger Jungstorchs mit der Ravensburger Feuerwehr wurde trotz sehr mäßigen Wetters (die Schafskälte hatte gerade begonnen) gebührend gefeiert, fast die gesamte Staiger Bürgerschaft war unter dem Horst versammelt.
Erfreulicherweise überstand dann der kleine Storch auch gut die nächsten nasskalten Tage, und setzte am 16. Juli erstmals zu einem Ausflug vom Nest an. Dieser gelang ihm allerdings nicht ganz so gut. Zwar kam er unbeschadet unten an, doch der Rückflug auf den Horst wollte nicht mehr gelingen; er hätte halt doch noch ein paar Tage warten sollen. Dafür wächst man ja allerdings im Ort auf, damit freundliche Menschen einem in einer solchen Situation helfen. Einige Staiger Anwohner und Tine Maurer vom Preußenhäusle trieben ihn von der Straße und fingen ihn ein, die Feuerwehr setzte ihn zurück auf seinen heimischen Horst. Dort blieb er nun eine Weile, er musste seinen ersten Ausflug erstmal verdauen und ein paar Tage lang wieder Mut sammeln. Schließlich wagte er es noch einmal, und diesmal klappte es. Die große Bewährungsprobe kommt jedoch noch, denn der weite Flug in den Süden steht unmittelbar bevor. Wünschen wir ihm eine gute Reise.

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