Die Störche Oberschwabens |
Zußdorf |
08.07.2019: In Zußdorf sind dieselben Störche wie letztes Jahr auf dem Nest. Das Männchen überwintert ja in Süddeutschland, das Weibchen erschien ungefähr am 20. Februar. Die Storchendame trägt keinen Ring, deshalb können wir sie eigentlich nicht eindeutig als die letztjährige Störchin identifizieren, doch ihr frühes Erscheinen, ausbleibende Horstkämpfe und auch die Brut schon im März weisen darauf hin, dass sie Horst und Partner kennt. Anfang Mai wurden drei Junge im Nest gezählt, es waren aber vielleicht anfangs auch vier. Jedenfalls brachten die Eltern drei Jungvögel durch die Schlechtwetterperiode, welche am 22. Mai endlich vorbei war. Am Abend des 5. Juni erschien dann die Feuerwehr, unter Protest des Brutmännchens (er war diesmal ziemlich aggressiv drauf) erhielten die Jungstörche ihren Personalausweis, wobei einer unterhalb des Horstes unter den staunenden Augen von Kindern beringt, gewogen, begutachtet und natürlich auch gestreichelt wurde. Wenn die Jungschar dann demnächst ausreichend das Fliegen beherrscht, heißt es dann auch bald für sie, Abschied von Zußdorf und dem Rotachtal zu nehmen. Na deswegen werden sie wahrscheinlich nicht traurig sein, denn was soll's, nix wie ab in den Süden. 2018: In Zußdorf ist alles beim Alten. Das Nest ist wieder vom Franzosen und seiner unberingten Gattin besetzt. Sie brüteten zwei Jungvögel aus, welche am 21. Juni mit Hilfe der Wilhelmsdorfer Feuerwehr und im Beisein des Zußdorfer Kindergartens beringt werden konnten. Die Jungstörche sind mittlerweile längst ausgeflogen und haben Zußdorf verlassen. Wer weiß, vielleicht sehen wir ja einen von ihnen oder sogar beide in ein paar Jahren irgendwo in Oberschwaben als Brutvogel wieder. 2017: In Zußdorf brüteten wieder unser Franzose und seine unberingte Storchendame. Im Gegensatz zum letzten Jahr klappte es diesmal, das Paar zog zwei Junge groß. Die beiden werden wohl demnächst mit anderen Jungstörchen den Zug in den sonnigen Süden antreten, nach Spanien oder über Gibraltar bis nach Nordafrika, evtl. sogar bis in den Senegal oder Mali. Und mit viel Glück werden sie in zwei oder drei Jahren nach Süddeutschland zurückkehren, sich vielleicht in Nähe des Pfrunger-Burgweiler Rieds einen Brutplatz suchen und selbst eine Familie gründen.
2015: Wo ist unsere alte Zußdorfer Störchin, das
1999 in Radolfzell-Böhringen geborene Storchenweibchen, abgeblieben?
Sie erschien dieses Jahr nicht an ihrem Horst. Ist sie auf dem Zug
verunglückt? Ihrem Platz nimmt jetzt eine unberingte, vermutlich
wesentlich jüngere Storchendame ein. Juli: Irgendetwas stimmt in Zußdorf
nicht mehr. Liegt es an der neuen unberingten Storchendame oder gibt es
Gift in der Landschaft? Jedenfalls schlüpfte letztes Jahr nichts aus
dem Gelege und dieses Jahr war das einzige schlüpfende Junge schon zwei
bis drei Tage nach dem Schlupf tot, obwohl hierfür kein ersichtlicher
Grund – schlechtes Wetter oder Storchenkampf – vorlag. Leider wurde vom
Abwurf des toten Jungstorchs von Anwohnern erst nach einer Woche
berichtet, so dass eine Untersuchung des Kadavers nicht mehr möglich
war. 2014: In Zußdorf residiert wieder das uns altbekannte
Paar: der Franzose und die mittlerweile 15-jährige Böhringerin.
2013: Unser Elsässer Überwinterer erschien ungefähr am 1. März erstmals an seinem Horst, seine mittlerweile vierzehnjährige Gattin, eine Zugstörchin, kam wenige Tage später. Die Eier wurden in der dritten Märzdekade nach und nach ins Nest gelegt und hoffentlich gut vor der Kälte geschützt. Juni: Um den Maifeiertag schlüpften
die ersten Küken in Zußdorf, insgesamt wurden es drei an der Zahl. Ein
viertes Ei wurde am 4. Juni unversehrt im Nest gefunden. Entweder war
es unbefruchtet oder es hatte in den kalten Tagen des Legebeginns
Schaden erlitten.
2012: In Zußdorf traf sich Anfang März wieder unser altvertrautes Ehepaar. Da man sich schon gut kennt, dauerte es nicht einmal drei Wochen, bis man auf dem ersten Eiern saß. Mitte Juni: Guter Dinge fuhr man am
Freitag, den 1. Juni, zum Zußdorfer Horst hoch, um die drei
Jungstörche, die Ende April geschlüpft und nun etwa fünf Wochen alt
waren, zu beringen. Unten wartete eine Schar Kinder, um das Geschehen
zu verfolgen und vielleicht auch mal einen Blick auf einen kleinen
Storch zu erhaschen. Ja, und dann gab es für alle Beteiligten eine böse
Überraschung. Zwei der drei kleinen Störche waren buchstäblich
aneinander und ans Nest gefesselt. Eine fest im Nest verankerte Schnur
schlang sich um das abgewinkelte rechte Bein des kleinsten und um das
linke Bein des nächstgrößten. Sie konnten sich beide nicht mehr bewegen
und mussten regelrecht aus dem Nest geschnitten werden. Das
riesige Schnurknäuel war mit Gülle getränkt, stank wie die Pest und war
in Farbe und Struktur von abgestorbenem Gras kaum zu unterscheiden. Es
verwundert nicht, dass es die Altstörche mit solchem verwechselt und
als Nistmaterial in den Horst gebracht hatten. Die Abschnürungen an den
Beinen sahen grauenhaft aus, vor allem das Bein des Kleinsten hatte es
übel erwischt. Die Abschnürungen gingen an zwei Stellen bis auf den
Knochen, sein Fuß war um das Mehrfache angeschwollen. Beide Jungstörche
mussten vom Horst genommen werden. Als der Altstorch zurückkam und nur
noch einen seiner Zöglinge im Nest vorfand, war er sichtlich irritiert
und aufgeregt. Wie sollte er auch wissen, dass man ihnen helfen wollte?
August: Der durch die Schnur verletzte Jungstorch hatte lange Zeit offensichtliche Schwierigkeiten, auf dem verwundeten Bein allein zu stehen und humpelte deshalb im Nest. Aber schließlich hat er es geschafft und ist wie sein Bruder erfolgreich ausgeflogen, auch wenn er dazu etwas länger brauchte. Seine Chancen, ein weitgehend "normales" Storchenleben zu führen, sind damit beträchtlich gestiegen. Noch ist die Zußdorfer Familie zusammen, und die Jungstörche kehren abends zum Nest zurück. Bald werden sie sich jedoch trennen und die Jungen gehen ihre eigenen Wege, erstmal nach Spanien und vielleicht auch ins westliche Afrika. 2011: Das vertraute Paar – er aus dem Elsass, seines Zeichens Überwinterer in Mitteleuropa, sie aus Böhringen – haben sich wieder in Zußdorf eingefunden. Wie im letzten Jahr begannen sie mit dem Brutgeschäft schon Ende März. Juni: Seit den ersten Maitagen gibt es Nachwuchs im Zußdorfer Nest. Es schlüpften insgesamt vier Junge aus den Eiern, von denen drei durchkamen. Das Nesthäkchen wurde Ende Mai aus dem Nest geworfen. Die drei Jungstörche wiesen bei der Beringung ein zufriedenstellendes Gewicht auf und werden sich schon bald im Fliegen üben. Anfang August: Die jungen Adebare im Zußdorfer Nest waren gerade neun Wochen alt, da wollten sie mal was anderes als Bushaltestelle, Brunnen und Bräuhaus sehen (auch wenn da immer mal wieder was geboten war, sogar einer Vorstellung von Feuerspuckern durften sie beiwohnen). Der Abflug gelang ihnen tadellos. Jetzt stolzieren sie auf grünen Wiesen, mittlerweile fast rotbeschnäbelt und -bebeint. Lange wird man sie aber nicht mehr hier beobachten können, denn die Ferne ruft schon ganz gewaltig. Die nächste stabile Wetterlage werden sie vermutlich nutzen und auf große Reise gehen. 2010: Man hat sich in Zußdorf doch wieder für den alten Horst entschieden. Und es ist auch wieder das altbekannte Paar, das sich um den 20. Februar in Zußdorf getroffen hat und recht bald – Ende März – mit der Brut begann. Wünschen wir ihnen, dass sie diesmal von Unwettern verschont bleiben. Juni: Mit den ersten Maitagen kam Bewegung in den Zußdorfer Horst. Bald streckten sich drei Schnäbelchen in die Höhe und verlangten nach Futter (nach Beobachtungen von Herrn Storz vom benachbarten Bräuhaus waren es anfangs sogar vier). Meist aber waren sie unter einem der Altstörche verborgen, und so überstanden sie auch zunächst alle die Nässe- und Kältewelle in den ersten drei Maiwochen. Die zweite Kälteperiode war dann aber für das wahrscheinlich schon ziemlich geschwächte Nesthäkchen zuviel. Am 31. Mai wurde es von den Altstörchen tot aus dem Nest geworfen. Wie sich die beiden übrigen entwickelt haben, wird man am 6. Juni feststellen, wenn sie mit dem Ring ihre persönliche Kennnummer erhalten. Juli: Besonders schwergewichtig
waren sie nicht gerade, die beiden fünfwöchigen Jungstörche im
Zußdorfer Horst. Aber im Hinblick auf die diesjährigen, ziemlich
schwierigen Aufzuchtbedingungen kann man mit Gewichten von ca.
zweieinhalb Kilogramm schon einigermaßen zufrieden sein. Als die
Schafskälte Mitte Juni einsetzte, waren sie dann in der Entwicklung
doch weit genug, um diese schadlos zu überstehen. Sehr schön konnten
deshalb die Teilnehmer einer vom Naturschutzzentrum angebotenen
Exkursion am 27. Juni Adebars Familienleben von der Gartenwirtschaft
des Bräuhauses aus beobachten. Einer der Höhepunkte war sicherlich die
Tränkung der kleinen Störche mit Wasser, das der Altstorch mehrmals in
nächster Nähe aus dem Brunnen holte (siehe Fotos unten). Fotos vom 26. Juni 2010 von Pia Wilhelm: 2009: In Zußdorf bleibt dieses Jahr alles beim
Alten. Es sind wie im Jahr 2008 wieder der Franzose und das Weibchen
aus Böhringen zusammen. In den letzten Märztagen haben sie mit der Brut
begonnen. Juli: Da ich zunächst davon ausgegangen war, die Jungen in Zußdorf hätten das Unwetter überlebt (da der Horst relativ gut geschützt ist) und ich von dem Desaster erst bei der nächsten Horstkontrolle kurz vor dem Wochenende erfuhr, lagen die schon recht großen toten Jungen noch längere Zeit im Nest, bevor ich sie mit Hilfe der Feuerwehr aus dem herausholen konnte. Die Altstörche versuchten die Beseitigung zwar selbst, es gelang ihnen aber nicht. Deshalb gefiel es ihnen auch wohl nicht mehr auf ihrem Horst beim Bräuhaus und sie bauten sich ein zweites Nest auf einem ähnlichen Niederspannungsmast in der Zoglersteige. In welchem Horst sie wohl nächstes Jahr brüten werden?
2008: Die ehemalige Zußdorfer Brutstörchin, die
letztes Jahr zur Brut nach Esenhausen
umgezogen war, ist auf ihren Horst nach Zußdorf zurückgekehrt. Dafür
zog die letztes Jahr in Zußdorf brütende Störchin nach Esenhausen um. Juli: Fast 11 Wochen brauchten die Zußdorfer Jungen bis sie sich erstmals vom Nest wagten. Aber dafür klappte auch alles tadellos. Jetzt werden die Flugkünste noch perfektioniert und es wird auf den Wiesen erstmal ordentlich gefuttert, bevor es über Frankreich ins sonnige Spanien geht. Vielleicht überqueren sie auch die Meerenge westlich von Gibraltar und ziehen weiter nach Süden, um sich den Winter über in den Savannen Westafrikas die fetten Heuschrecken einzuverleiben. Wünschen wir ihnen viel Glück auf ihrer großen Reise. 2007: Nachdem im letzten Jahr das Zußdorfer Männchen umgekommen war, sah es für Zußdorf in diesem Jahr erstmal schlecht aus. Zwar erschien die Zußdorfer Störchin im Februar, da sie jedoch zunächst allein blieb – das zierliche Männchen vom letzten Spätsommer war noch nicht erschienen –, machte sie sich auf ins benachbarte Esenhausen (wo sie jetzt brütet). Der Zußdorfer Horst, durch ein grünes Grasbüschel außerdem wenig attraktiv, blieb daraufhin erstmal leer. Frau Wilhelm vom Naturschutzzentrum in Wilhelmsdorf packte die Sache am 10. April tatkräftig an und säuberte den Horst mit Hilfe der Feuerwehr, und schon zwei Tage später erschienen die ersten Störche. Und dann war wirklich was los hier! Am 12. April erschienen der Wilhelmsdorfer Franzose und ein Weibchen mit der Nummer A3791, das in diesem Horst vor drei Jahren geboren wurde (!) und paarten sich. Zwei weitere Störche kamen dazu, die jedoch bald wieder abflogen. Auf einmal erschien der Esenhausener Brutstorch, mischte sich ein und versuchte das Weibchen A3791 zu vertreiben – vielleicht fürchtete er die Konkurrenten, denn Nahrungsgebiete sind in der Gegend zwischen Esenhausen und Zußdorf knapp. Schließlich erschien eine weitere beringte Störchin, deren Nummer jedoch nicht abgelesen werden konnte. Am folgenden Tag kopulierte diese Störchin auf dem Zußdorfer Horst mit dem zweijährigen Salemer A4500, der zuvor in Wilhelmsdorf und Hasenweiler Fuß zu fassen suchte und jetzt auf dem Zogenweiler Horst brütet (oberschwäbisches Roulette ums Pfrunger-Burgweiler Ried!). In den folgenden Tagen beruhigte sich das Geschehen. Geblieben sind der Wilhelmsdorfer Franzose und die in Zußdorf Geborene. Seit Ende April brüten sie. Juni: Zwei Junge schlüpften in Zußdorf Ende Mai. Eines der Beiden hat das Pfingstwetter erfreulicherweise überlebt. Am Freitagmorgen, den 22. Juni, erhält der Jungstorch seinen Personalausweis, den schwarzen Ring der Vogelwarte Radolfzell mit einer eigenen weißen Nummer. Viele Augenpaare der Kinder des örtlichen Kindergartens werden das Geschehen verfolgen und wahrscheinlich wird die fröhliche Schar die Storchenbeauftragte mit Fragen löchern. Mit Begeisterung waren die Kinder von Schule und Kindergarten bei der Beringung dabei, alles wollten sie wissen über den kleinen Storch und seine Eltern. Nun hat der Jungstorch seine Nestlingszeit gut überstanden, im Alter von 10 Wochen verließ er erstmals seinen Horst. Sein Jungfernflug am Samstag, den 28. Juli, führte just auf das Dach des Ortsvorstehers, wo gerade eine Hochzeit stattfand. Na, wenn das kein gutes Omen ist! 2006: Am letzten Februartag erschien der erste Storch in Zußdorf. Einen Tag später war auch der zweite eingetroffen. Es handelt sich wieder um das Schweizer Männchen, das früher lange in Illmensee gebrütet hat, und die nun siebenjährige Storchendame aus Böhringen, seine letztjährige Gattin. Mit dem Brutgeschäft begannen sie zwischen dem 5. und 12. April. Juni: Gegen Mitte Mai schlüpften in
Zußdorf die jungen Störche. Doch als sie wenige Tage alt waren, spielte
sich ein Drama ab. Das Männchen, unser altbekannter Baumeister (wir
erinnern uns: er errichtete das Nest auf dem Mast in einem einzigen
Tag), starb. Der Landwirt, der ihn auf dem Acker fand, warf ihn in die
Hecke, niemand wusste Bescheid. Als man den Storch einige Tage später
am Abend vor Himmelfahrt fand, war es schon zu spät. Zwar wurde in
Windeseile am Morgen des Himmelfahrtstags die Feuerwehr organisiert,
doch waren die kleinen Störche bereits verhungert und anscheinend von
Krähen oder einem Milan geholt worden, das Nest war leer. 2005: Unser Zußdorfer Baumeister – er vollbrachte im
letzten Jahr mit seinem Nestbau in Hochgeschwindigkeit dank des
Astholzangebots der nahen Streuobstgebiete eine wahre Meisterleistung –
hat wieder seinen Horst bezogen. Am 21. März gesellte sich ein Weibchen
zu ihm; die Storchendame ist jedoch eine andere als letztes Jahr, denn
sie trägt im Gegensatz zu ihrer unberingten Vorgängerin einen
(wahrscheinlich Radolfzeller) Ring mit der Nr. 07263 unten am linken
Fuß. 2004: Dem früheren Illmenseer
Storchenmann, der letztes Frühjahr vom Senderstorch „Bodi“ aus
Illmensee vertrieben wurde und daraufhin vergeblich versuchte das Wilhelmsdorfer Nest zu
erobern, war die Sache dieses Jahr zu bunt. Kurzerhand beschloss er,
sich einfach ein neues Nest in einem anderen Ort in der Nähe zu bauen
und erwählte sich einen Strommast in Zußdorf. In einer unglaublichen
Geschwindigkeit errichtete er dort einen Horst – das Nest war praktisch
schon in einem Tag mehr oder weniger fertig, sodass entschieden wurde,
ihm keine andere Nestunterlage auf einem Nachbarhaus anzubieten,
sondern ihn auf dem Mast zu belassen. Der Mast wurde umgehend
gesichert, was glücklicherweise gelang, ohne das Nest zu entfernen und
den Storch, der inzwischen schon mit dem Einbringen von weichem
Polstermaterial beschäftigt war, allzusehr zu stören.
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