Ostrach
2024: In
Ostrach ist ganz schön was los. In der Luft eifriges Geklapper und es
geht drunter und drüber. Die bisherigen Horstinhaber verteidigen ihre
Nester gegen Neuankömmlinge, sind aber selbst, was Partner- und
Nestwechsel anbelangt, nicht gerade zimperlich. Anfang März mittels
Fernrohr identifizierte Horstbesetzer sind Mitte März schon wieder ganz
woanders, notierte Ringablesungen für den Papierkorb. Mittlerweile hat
sich die Lage aber etwas beruhigt, die meisten haben ihren Platz
gefunden, die Angestammten sitzen bereits auf ihrem Gelege, die Neuen
sind eifrig beim Nestbau. Auf dem Gasthof Hirsch
residieren unsere Senioren, das 27 Jahre alte Ehepaar, er aus Altreu in
der Schweiz, sie aus Goldscheuer. Gerüchte behaupteten ja schon letztes
Jahr, man hätte die Alten tot gefunden, und im Laufe des Jahres war ich
mir selbst – was das Weibchen anbelangt – nicht mehr so sicher, weil
ich den Ring der Störchin, der unten am Fuß angebracht ist, nicht sehen
konnte. Jetzt sind dieses Gerüchte aber eindeutig als fakenews
entlarvt, denn Anfang März konnte ich beide eindeutig identifizieren.
Sie leben also noch, erfreuen sich offensichtlich bester Gesundheit,
sind sich tatsächlich treu geblieben und brüten noch genauso
gewissenhaft wie ihre jungen Artgenossen.
Auf dem neuen Rathaus wohnen jetzt die letztjährigen Brutstörche des Salemer Amtshauses, der Deisendorfer und die Affenbergerin
während von den letztjährigen Rathausbewohnern bisher nur das Weibchen
gesichtet wurde (sie versuchte auf dem Ostgiebel-Nest der Kirche ihr
Glück, wurde von dort aber wieder vertrieben). Wenigstens auf dem Firstnest des alten Rathauses ist man etwas bodenständiger: Hier brütet wieder der Österreicher zusammen mit der Storchendame aus Ostrach-Wangen. Das alte Rathaus scheint aber überhaupt bei den Störchen recht beliebt zu sein. Besetzt ist nämlich auch das Nest auf dem Rathaus Nordgiebel, wo der letztjährige Horstinhaber, ein Storch aus Beizkofen,
sich aber wiederum mit einer neuen Dame verbandelt hat. Seine neue
Flamme stammt aus Wahlwies und zog letztes Jahr auf dem benachbarten
Seniorenheim gleich bei ihrer ersten Brut drei Junge groß. Da darf man
gespannt sein, welche Herausforderungen man dieses Jahr meistert. Damit
aber nicht genug, denn die beim Bau des Nordgiebel-Nestes
heruntergefallenen Äste wurden gleich noch von einem anderen Paar zum
Bau eines Nestes in der darunterliegenden Dachrinne genutzt. Es handelt sich um einen knapp dreijährige Storch aus Frickingen,
neu in Ostrach, und seinen Partner, von dem der Ring aufgrund
Kotverschmutzung allerdings bisher nicht abgelesen werden konnte.
Wie
bereits oben berichtet, sind die letztjährigen Salemer Amtshaus-Störche
auf das neue Rathaus umgezogen. Stattdessen brüten auf dem Salemer Amtshaus (ursprüngliches Nest am Nordgiebel) der Gögginger
(2023 Brut auf dem Mast bei der Kaplanei) zusammen mit der Schweizerin,
welche im letzten Jahr das Nest auf dem Dach der Hauptssraße 16
innehatte. Wenigstens etwas Kontinuität herrscht erfreulicherweise
dagegen auf dem Südnest des Salemer Amtshauses. Die Horstinhaber sind
tatsächlich dieselben wie im letzten Jahr: er vom Affenberg, sie eine Störchin aus Tiefenbach am Federsee.
Auf
der Kirche sind alle Nester belegt, und es ist noch ein neues
dazugekommen, denn die als Ersatz für das Schneefanggitter-Paar
gedachte Nistunterlage auf dem Kirchturm-First
wurde von einem anderen Paar belegt – sie wurde vom letztjährigen
Brutpaar der Saulgauer Straße eingeheimst –, während die
Schneefang-Störche, die beiden Unberingten, weiter auf ihrem Nest im Schneefanggitter bleiben wollten. Ihrem Nest treu geblieben sind auch die Störche, die direkt hinter dem Giebelkreuz des Kirchenschiffs wohnen (das Männchen vom Affenberg, seine Gattin aus dem nahen Bad Saulgau) und vermutlich auch die Störche des Kirchenschiff-Ostgiebels. Anfang März sah es so aus, als ob auf einmal ein Unberingter zusammen mit der links beringten Deisendorferin
vom neuen Rathaus das Nest übernommen hätte, doch waren die Vögel, die
dann Ende März offensichtlich auf den Eiern saßen, wie im letzten Jahr
zwei rechts beringte Adebare, von denen das Männchen eindeutig als der
letztjährige Horstinhaber aus Hoßkirch identifiziert werden konnte. Ob
vielleicht die Störche auf der Kirche doch etwas frommer sind als die
auf den Häusern und Masten? Es ist ja schon auffällig, dass die
Brutvögel der Kirche im Gegensatz zu vielen anderen Brutstörchen in
Ostrach ihrem Partner und ihrem vorjährigen Brutnest treu geblieben
sind...
Jeweils die Brutweibchen auf dem Strommast bei der Kaplanei und auf dem Strommast in der Schlösslestraße
konnten bisher nicht identifiziert werden, weil sie bei allen
Beobachtungsrunden gerade durch Abwesenheit glänzten, d.h. gerade beim
Mittagessen auf der Wiese waren. Die männlichen Brutstörche dieser
beiden Nester sind jedenfalls dieselben wie im Vorjahr. Vermutlich
dieselben wie im Vorjahr sind auch die beiden unberingten Störche des
Mastes über dem Salemer Amtshaus oberhalb der Pfullendorfer Straße 12.
Bei der Kaplanei gab es allerdings einen Wechsel der Horstinhaber: Das
Männchen ist auf das Salemer Amtshaus umgezogen, die Störchin aus Marbach
bisher nirgends aufgetaucht, ersetzt wurden sie bei der Kaplanei durch
zwei Unberingte. Keine Vögel wurden übrigens bisher auf dem Horst in
der Saulgauer Straße angetroffen. Vermutlich bleibt er dieses Jahr
verwaist, die letztjährigen Horstinhaber sind ja, wie oben erwähnt, auf
den Kirchturm umgezogen, andere zeigen bisher kein Interesse.
Ja,
und dann wären noch die Nester, teils neu, auf diversen Kaminen und
Dächern in der Haupt-, Rentamt- und Sigmaringer Straße zu nennen.
Besetzt sind wieder der Kamin auf dem Seniorenheim (Männchen aus Deisendorf wie 2023, Weibchen umgezogen aufs alte Rathaus, auf dem Seniorenheim jetzt durch eine unberingte Storchendame ersetzt), Dach und Kamin in der Hauptstraße 16
(Dachnest: Männchen dasselbe wie 2023, im Jahr 2019 auf dem Hirschnest
in Ostrach geboren! Weibchen 2023 jetzt auf das Salemer Amtshaus
umgezogen, hier jetzt ersetzt durch die letztjährige Brutstörchin vom
Neuen Rathaus, die damit auch wieder einen Platz gefunden hat;
Kaminnest: unberingter Storch beginnt mit dem Wiederaufbau des Nestes,
ist evtl. noch allein), Kamin in der Sigmaringer Straße 4 (dasselbe Paar wie im Vorjahr: knapp dreijähriges Männchen vom Affenberg und unberingtes Weibchen), Kamin in der Rentamtstraße 7 (Brutstorch wie 2023 aus Frickingen, neue Partnerin aus Ablach – 2023 auf Kamin Hauptstraße 16, dort damals jedoch keine Brut), Neubesiedlung eines weiteren Kamins in der Rentamtstraße (zwei Unberingte). Außerdem wurden zwei "Chaoten"-Nester in zwei gegenüberliegenden Dachrinnen eines Eckhauses in der Hauptstraße 12
neu gebaut, wo sie langfristig wohl keine Zukunft haben dürften. Die
Baudamen und -herren sind noch blutjung, knapp zwei und drei Jahre alt
und stammen aus Ursendorf und vom Affenberg bzw. sind nicht zu identifizieren, weil ringlos.
Und last but not least gibt es noch das Nest im Industriegebiet auf dem 20KV-Mittelspannungsmast,
um den es Mitte März heftigste Kämpfe gab. Ein Unberingter, Anfang März
den Horst besetzend, wird Mitte März von den letztjährigen
Horstinhabern angegriffen und dabei tragischerweise getötet. Jetzt ist
Ruhe eingekehrt.
Insgesamt sind in Ostrach also nun 24 Nester
besetzt. Fünf Nester davon wurden 2024 neu gebaut, dafür wurden zwei
vorjährige Nester nicht mehr besetzt oder mussten entfernt werden. Mit
Ausnahme des Nestes im Industriegebiet liegen alle Horste im
Ortszentrum. Die meisten Brutstörche stammen aus Oberschwaben oder der
Bodenseeregion, einige wenige aus der Schweiz und ein Brutvogel wurde
in Österreich geboren und beringt. Bei der letzten Kontrollrunde am
6. April saßen in fast sämtlichen Horsten die Störche auf ihrem Gelege.
Noch nicht soweit war es in den neu gebauten Nestern, wo man noch mit
dem Ausbau des Wohnzimmers beschäftigt ist (Ausnahme: auf dem Nest auf
dem Kirchturm-First hatte man schon Ende März mit dem Brutgeschäft
begonnen).
Mal schauen, wie es in der Storchenkolonie Ostrach weitergeht. Es bleibt auf jeden Fall spannend. Juni: Nach
einer Brutzeit von im Schnitt 32 Tagen schlüpften in vielen Nestern
Ostrachs zwei oder drei Jungstörche, in mindestens fünf Nestern – Salemer Amtshaus, Kirchenschiff Giebelkreuz, Kirchturm Schneefang (Ost), Mast über Salemer Amtshaus und Kamin Sigmaringer Str. 4,
waren es sogar jeweils vier Küken, die sich aus den Eierschalen
pellten. Einige Jungvögel, überwiegend Nesthäkchen, starben schon Mitte
Mai, vermutlich bei bzw. infolge von Starkregenfällen. Um den 20. Mai
sah es aber immer noch recht gut aus in Ostrachs Horsten. Ja, und
dann Ende Mai öffnete Petrus sämtliche Himmelsschleusen. Es goss in
Strömen und es hörte nimmer auf. Tagelang ohne Verschnaufpause waren
die Jungstörche, von denen sich die meisten gerade in einem kritschen
Nestlingsalter zwischen vier und sechs Wochen befanden, den Fluten
ausgesetzt. Und nach Ende dieses Katastrophen-Wochenendes sah es dann
in den Nestern entsprechend traurig aus.
Nur in einem einzigen Nest, dem Nordnest des Salemer Amtshauses, überlebten drei Jungvögel den Dauerregen.
Jeweils zwei Jungstörche leben noch im Südnest des Salemer Amtshauses (von Anfang an waren hier nur zwei Küken zu versorgen), auf dem Alten Rathaus und auf dem Strommast in der Schlösslestraße.
Immerhin ein Jungvogel wird ausfliegen in den Nestern der Kirche auf dem Kirchenschiff-Ostgiebel, auf dem Kirchturmfirst und im Kirchturm-Schneefanggitter (Ostdach) sowie im Kaminnest Sigmaringer Straße 4.
Totalverlust gab es dagegen auf dem Gasthof Hirsch, auf dem Neuen Rathaus, auf den beiden neuen Nestern des Alten Rathauses (Nest Nord und Nest Schneefanggitter), auf dem Kirchenschiff hinter dem Giebelkreuz, auf den Strommasten beim Salemer Amtshaus, über dem Salemer Amtshaus (oberhalb Pfullendorfer Straße 12) und über der Pfullendorfer Straße 14 (neu) sowie auf dem Strommast bei der Kaplanei, genauso auf dem Seniorenheim, den beiden Nestern der Hauptstraße 16 sowie den beiden Dachrinnennestern des Eckhauses Hauptstraße 12.
Auf dem Kamin der Rentamtstraße 7
ist nicht sicher, ob überhaupt Jungvögel aus dem Gelege geschlüpft
sind; am 26. April saß man noch auf den Eiern, am 10. Mai waren auf dem
Nest weder Jung- noch Altvögel zu sehen. Genauso auf dem diesjährig neu gebauten Nest im Schneefanggitter auf der Westseite des Kirchturms.
Mitte April begann man auch hier mit einer Brut, fünf Wochen später
waren immer noch keine Küken im Nest zu entdecken, am 3. Juni saßen
auch die Altvögel nicht mehr. War dem vermutlich unerfahrenen Paar
(übrigens auch zwei Unberingte) das Gelege im April mit seinen
eiskalten Nächten erfroren? Das neu erbaute Nest auf dem Kamin der Rentamtstraße 13
wurde übrigens sehr bald wieder verlassen. Die Erbauer brüteten nicht,
und bald war auch das Nest nicht mehr vorhanden, die Äste auf das Dach
abgerutscht.
Erst sehr spät entdeckte ich ein neues Nest auf einem Strommast in der Wilhelmsdorfer Straße 9. Hier hat sich ein Storch aus Deisendorf, gebürtig 2020 und schon letztes Jahr in Zußdorf beim Nestbau auf der "Traube" gesichtet, mit einer Störchin aus Munderkingen,
ein Jahr jünger als er, zusammengetan. Recht spät, nämlich erst Anfang
Mai, begannen sie mit der Brut. Und das war ihr Glück. Bei den
fürchterlichen Dauerregenfällen Ende Mai/Anfang Juni saßen sie nämlich
noch auf ihren Eiern, die beiden kleinen Störche schlüpften erst kurz
danach. Sie sind jetzt gute drei Wochen alt und voll im Flaumgefieder,
haben also ihre kritische Nestlingszeit noch lange nicht überstanden.
Wünschen wir ihnen für die nächsten Wochen viel Glück.
Beinahe sehr übel ausgegangen wäre es für den Nachwuchs des 20KV-Mittelspannungsmastes
im Ostracher Industriegebiet. Obwohl die stromführenden Teile des Mast
gut isoliert sind, fing in der Nacht zum 23. Mai – vermutlich
aufgrund von unter der Iisolierung verhakten Ästen und Kriechströmen
bei der andauernden Nässe – auf einmal das Nest an zu brennen.
Die beiden Jungstörche konnte man glücklicherweise noch rechtzeitig
retten, sie wurden zur Pflege und Aufzucht in die Vogelschutzstation
Mössingen gebracht.
Einschließlich dieser beiden Jungvögel in
Mössingen und den beiden kleinen in der Wilhelmsdorfer Straße, die ihre
kritische Nestlingszeit jedoch noch nicht überstanden haben, blieben in
den derzeit 25 Ostracher Horsten vom diesjährigen Ostracher Nachwuchs
insgesamt 17 Jungstörche am Leben. Neun dieser Jungstörche – in beiden Salemer Amtshaus-Nestern, auf dem Mast Schlösslestraße und auf dem Alten Rathaus
– wurden am 11. Juni beringt, die Störche des Alten Rathauses erhielten
dabei prominenten Besuch von ihrer neuen Hausherrin, der
Bürgermeisterin Lena Burth.
Die ersten Ausflüge vom Nest stehen
jetzt unmittelbar bevor, und lange wird es nicht mehr dauern, dann sind
die Altstörche in Ostrach wieder unter sich. Hoffen wir, dass bei den
Jungfernflügen alles gut geht und nicht weitere Opfer unter den Flüggen
durch Verkehr oder Stromschlag zu beklagen sein werden. Viel Glück.
2023: Die
Kolonie in Ostrach wächst weiter an, und man muss sagen: Diese Störche
haben's gut gewählt. Denn das wiedervernässte Pfrunger-Burgweiler Ried
mit umfangreichen extensiv bewirtschafteten Weideflächen bietet ihnen
hochwertige Nahrung.
Aber der Reihe nach: Am 2. März traute
ich meinen Augen kaum, als ich auf dem Nest des Salemer Amtshauses ein
mir wohlbekanntes Storchenpaar entdeckte, das eigentlich seit letztem
Jahr als verschollen galt. Es waren die alten "Hirsch"-Störche, gut
erkennbar an den alten Alu-Ringen, die schon lange nicht mehr bei der
Beringung der Störche verwendet werden. Also lebten sie doch noch, und
augenscheinlich ging es ihnen bestens! Und wenige Wochen später hatten
sie ihren Horst auf dem Gasthof Hirsch
zurückerobert. Zumindest das alte Schweizer Männchen aus Altreu ist
seitdem wieder auf dem Hirsch zu sehen, die jetzige Störchin auf dem
Hirsch ist allerdings noch nicht eindeutig identifiziert, denn das alte
Weibchen aus Goldscheuer hat den Alu-Ring unten am linken Fuß und
dieser Fuß wurde auf dem Hirsch-Nest noch nicht gesehen, es könnte also
auch die letztjährige unberingte Storchendame sein. Fremdgehen bzw.
Partnerwechsel im Alter ist bei Störchen ja durchaus nicht unüblich
(siehe das Geschehen in Riedlingen 2010)! Jedenfalls wird auf dem Hirsch gebrütet, schauen wir mal was daraus wird.
Ganz
schön drunter und drüber, was die Horstinhaber anbelangt, geht es auf
den Rathäusern. Das letztjährige Brutmännchen auf dem Hirsch-Nest ist
auf das neue Rathaus umgezogen und ist diesjähriger Gatte der Deisendorferin;
der vorjährige Horstinhaber des Rathausnestes, der Schweizer aus
Egnach, ist dagegen anscheinend verschwunden. Und auf dem alten Rathaus ist ein ganz anderes Paar als zuvor: Er stammt aus Österreich und brütete im Vorjahr in Göggingen,
sie war Brutweibchen auf der benachbarten Ostracher Kirche und zog auf
der Spitze des Giebelkreuzes sage und schreibe drei Junge groß.
Das letztjährige Weibchen des alten Rathauses, die Affenbergerin, ist dafür auf das Salemer Amtshaus (Nest Nord) gezogen und hat sich hier mit dem Deisendorfer
vermählt, der schon in den Vorjahren hier gebrütet hatte, seine Gattin
vom Vorjahr, eine Schweizerin, ist ebenfalls bisher nirgends
aufgetaucht. Immerhin auf dem Südgiebel-Nest des Salemer Amtshauses gab es keine Veränderung: Hier brütet wieder das junge Paar, er vom Affenberg, sie aus Tiefenbach am Federsee.
Zwischen den Rathäusern und dem Gasthof Hirsch steht die katholische Kirche, derzeit wegen Renovierungsarbeiten eingerüstet. Die wild gebauten Nester auf dem Giebelkreuz und auf dem Ostgiebel
hat man entfernt und an ihrer Stelle auf dem First zwei Nistunterlagen
angebracht, die auch gleich angenommen wurden. Die Nistunterlage gleich
hinter dem Giebelkreuz wurde vom Affenberger, der letztes Jahr auf dem Kreuz nistete, und einer Störchin aus Bad Saulgau
bebaut, welche letztes Jahr in der (witzigerweise) Saulgauer Straße ein
Junges zum Ausflug brachte. Der Dachreiter auf dem Ostgiebel des
Kirchenschiffs wird von einem Storch besetzt, welcher 2021 genau an
dieser Stelle schon mal sein Glück versucht hatte, dessen Nest aber
damals abgerutscht war. Es ist ein Storch aus Hoßkirch, nun verbandelt mit einer knapp dreijährigen Störchin vom Affenberg.
Mit dem Dachreiter aus Holz haben sie jetzt eine Nistunterlage, die
wesentlich einfacher zu bebauen ist als die Firstziegel, das Risiko
eines Nestabsturzes ist damit sehr viel geringer. Im Schneefanggitter
des Kirchturms – auch dieses Nest soll nach der Brutsaison durch eine
Nistunterlage auf dem Kirchturm ersetzt werden – brüten sehr
wahrscheinlich wieder unsere beiden Unberingten. Das Nest ist sehr
schlecht einsehbar, die Beine der Störche und damit evtl. vorhandene
Kennzeichnungsringe sind hinter dem dichten Reisig des Nestrands kaum
zu erkennen.
Und was ist auf den Strommast-Nestern los? Der Strommast beim Salemer Amtshaus wird von einem Affenberger besetzt, der letztes Jahr in Illmensee gebrütet hatte, die Horstinhaberin ist allerdings noch dieselbe wie im Vorjahr (auch sie stammt übrigens vom Affenberg). Das Brutmännchen des Strommastes bei der Kaplanei ist wieder der Gögginger, allerdings hat er schon wieder eine neue Gattin, nämlich eine junge Störchin aus Marbach.
Seine neue Angetraute versuchte letztes Jahr in Bad Saulgau erstmals
eine Brut, ihr Familienglück wurde jedoch jäh durch aggressive
Artgenossen zerstört. Hoffentlich macht sie diesmal bessere
Erfahrungen. Der Strommast über dem Salemer Amtshaus oberhalb der Pfullendorfer Straße 12
wird von zwei Störchen besetzt, über die wir rein gar nichts wissen,
sie leben in wilder Ehe zusammen, das heißt gänzlich ohne Ring. Ebenfalls wiederbesetzt ist der Strommast in der Schlösslestraße beim Schulzentrum.
Der männliche Vogel ist wieder ein Unberingter, das Weibchen hat
gewechselt. Nicht mehr die Krauchenwieserin ist Frau des Hauses,
sondern eine Störchin aus dem schönen Ochsenhausen, die an ihrem letztjährigen Brutort auf dem Kirchturm von Moosheim leider ihr Zuhause nicht mehr vorgefunden hatte und einen neuen Brutplatz suchen musste. Und schließlich gibt es dann noch das Storchennest auf dem Strommast in der Saulgauer Straße, und auch auf diesem ist nur noch einer der Störche, das Riedhausener
Männchen, derselbe wie im letzten Jahr, während die Störchin das Nest
gewechselt hat. Seine letztjährige residiert jetzt, wie gesagt, auf der
katholischen Kirche, dagegen hat die diesjährige von der katholischen
Kirche (Ostgiebelnest) zu ihm gewechselt.
So, damit ist aber das Chaos noch nicht perfekt. Denn............es gibt noch jede Menge neue Nester,
bisher sieben an der Zahl. Und diesmal haben die Adebare die Kamine
entdeckt. Fünf der neu erbauten Horste befinden sich auf Kaminen, ein
weiteres neues Nest gibt es auf dem alten Rathaus auf dem Nordgiebel
und ein Horst wurde auf einem – glücklicherweise sehr gut gesicherten –
20 KV-Mittelspannungsmast im Industriegebiet gebaut. Mit Ausnahme
des Nestes im Industriegebiet liegen alle Neuansiedlungen im
Ortszentrum bei den Rathäusern bzw. der Kaplanei. Drei der Kaminnester
befinden sich auf Häusern der Hauptstraße, eines davon auf der
Volksbank. Eines wurde in der Sigmaringer Straße 4 gebaut, ein weiteres
auf dem Haus der Rentamtstraße 7. Die Baumeister sind oberschwäbische
Störche aus Beizkofen, Menningen, Ertingen und Ablach und Störche aus der Bodenseeregion (Wahlwies, Deisendorf, Frickingen, Affenberg).
Bei
der letzten Kontrollrunde am 15. April wurde in sämtlichen etablierten
Horsten gebrütet, wobei auf dem Nest beim Giebelkreuz der katholischen
Kirche, vermutlich aufgrund der Störungen durch die
Sanierungstätigkeiten, obwohl sehr vorsichtig ausgeführt, erst vor
kurzem mit dem Brutgeschäft begonnen wurde. Auch in einigen neuen
Nestern liegen offensichtlich bereits Eier, so in den etwas abseits
liegenden Horsten in der Rentamtstraße, der Sigmaringer Straße und im
Industriegebiet, während die ständige Unruhe in der Hauptstraße das
Brutgeschäft hier eindeutig verzögert. Juli: Obwohl
die Brut in vielen der neu errichteten Horste nicht erfolgreich war,
kommt die durchschnittliche Anzahl der in Ostrach aufgezogenen
Jungvögel pro Nest dennoch dem vermuteten diesjährigen
Landesdurchschnitt (etwas über 1,5 JV/Nest) ziemlich nah, denn bei
manchen etablierten Ostracher Storchenfamilien kamen trotz der vielen
Streitereien dieses Jahr erstaunlich viele Jungvögel zum Ausflug.
Es gab drei Vierer-Bruten: auf dem neuen Rathaus, im Schneefanggitter auf dem Kirchturm und auf dem Strommast bei der Kaplanei,
wobei im Kaplanei-Nest sich anfangs sogar fünf Junge tummelten. Die
vier auf dem Rathaus hätten wir eigentlich gerne beringt; sie waren zum
Zeitpunkt der Beringungsaktion am 14. Juni allerdings schon in
fortgeschrittenem Alter, und so wollte sich einer der vier, als wir uns
dem Nest näherten, absolut nicht mehr tot stellen, sondern stand immer
wieder auf und zog sich mehr und mehr an den Nestrand zurück. Um keinen
Absprung zu riskieren, zogen wir mit der Hebebühne also unverrichteter
Dinge wieder ab.
Ein Trio wurde jeweils groß im Nest auf dem Gasthof Hirsch und im neuen Kamin-Nest der Hauptstraße 11 auf dem Seniorenheim.
Diese sechs Jungvögel bekamen den berühmten ELSA-Ring ans Bein, und bei
dieser Gelegenheit konnten wir auch ein gefährliches Schnurbündel aus
dem Nest des Seniorenheims entfernen, in das sich die Jungvögel sonst
womöglich verstrickt hätten – hässliche und oft tödliche Abschnürungen
durch solch unzerreißbaren Plastikschnüre kommen immer wieder vor. Immerhin zwei Jungvögel schafften es auf dem alten Rathaus (anfangs waren es mindestens drei), auf dem Ostgiebel-Nest des Kirchenschiffs (ebenfalls mindestens drei Junge geschlüpft), auf dem Südnest des Salemer Amtshauses (anfangs drei), auf dem Strommast über dem Salemer Amtshaus und auf dem Dach der Hauptstraße 16
(anfangs drei). Letztgenanntes Nest wurde nach Absturz des
Kamin-Nestes nebendran auf dem First desselben Dachs wieder erfolgreich
aufgebaut, allerdings nicht von dem Menninger und seiner Ablacher
Gattin, die das Kamin-Nest errichtet hatten, sondern von dem auf dem
Gasthof Hirsch 2019 geborenen Männchen (der letztes Jahr auf dem Mast
beim Amtshaus gebrütet hatte) und der Schweizerin, der schon vermissten
letztjährigen Brutstörchin des ersten Salemer Amtshaus-Nestes (s.o.).
Beringt werden konnten die beiden des alten Rathauses und die Jungvögel
des Salemer Amtshauses Süd.
Jeweils ein einziger Jungvogel flog aus auf dem Mastnest beim Salemer Amtshaus (anfangs zwei), auf dem Kirchenschiff hinter dem Giebelkreuz und in den beiden neuen Nestern Kamin Sigmaringer Straße 4 und auf dem 20 KV-Mast im Industriegebiet.
Auf dem Nest hinter dem Giebelkreuz auf der Kirche schlüpften zwar vier
Jungvögel, bei der Beringung am 14. Juni wurden aber nur noch zwei
leicht bis deutlich untergewichtige Jungstörche angetroffen, von denen
der kleinere eine Woche später fehlte.
Nichts wurde es mit Nachwuchs auf den etablierten Nestern Salemer Amtshaus (erstes Nest bzw. Nordnest), auf den Strommasten der Schlösslestraße (am 8. Mai noch vier Junge im Nest, zwei Wochen später Nest leer) und der Saulgauer Straße (am 8. Mai zwei Junge im Nest, zwei Wochen später Nest leer) sowie auf den neu errichteten Nestern altes Rathaus Nordgiebel, Kamin Rentamtstraße 7 und Kamin Volksbank.
Von mindestens 45 in den 20 Ostracher Bruthorsten geschlüpften Küken flogen demnach insgesamt 32 Jungstörche erfolgreich aus. Manch
Ostracher Bürger mag jetzt vielleicht befürchten, dass diese 32
Jungvögel in zwei Jahren nach Ostrach zur Brut zurückkehren, das wären
dann 16 zusätzliche Paare in Ostrach. Da kann man allerdings Entwarnung
geben: Von diesen 32 Jungstörchen bleiben leider etwa die Hälfte oder
mehr bei ihrem ersten Zug auf der Strecke. Und von den übrigen kehrt
nur ein Bruchteil wieder in die eigene Kolonie zurück, die anderen
brüten im näheren oder weiteren Umkreis in Oberschwaben, teils aber
auch in Baden oder der Pfalz, teils sogar in Norddeutschland oder im
Ausland. 2022: In Ostrach ist wieder Einiges los: Alte Horste
wurden wiederbesiedelt,
neue kamen dazu.
Wirklich sensationell ist aber der Wechsel, den es auf dem
traditionellen Dachreiter-Nest auf dem Gasthof Hirsch gab. Hier
residierte seit dem Jahr 2000 ein in Ostrach überwinterndes
Projektpaar, er aus Altreu in der Schweiz, sie aus Goldscheuer
(Ortenaukreis), beide damals dreijährig und nun 25 Jahre alt. Am 23.
März diesen Jahres wurde der Altreuer auch noch auf dem Hirsch gesehen,
man baute etwas lustlos auf der funkelnagelneuen Nistunterlage am Nest.
Anfang April waren immer noch recht wenig Äste im Nistkorb, während ein
von anderen Störchen auf dem Dach daneben begonnener Nestbau damit
endete, dass reichlich Äste im Schneefanggitter darunter lagen,
offensichtlich heruntergeweht. Am 19. April schließlich, es wurde auf
dem Hirsch immer noch nicht gebrütet, wurde etwas völlig Ungewöhnliches
festgestellt. Auf dem Dachreiter-Nest stand nicht das alte Paar,
sondern ein junger Storch aus Mimmenhausen, 2018 dort beringt.
Was war geschehen? Seine Partnerin ist entweder unberingt, oder es ist
noch die
Störchin aus Goldscheuer. Bei mehrmaligen Horstbeobachtungen ist es
wegen des hohen Nistkorbrandes nämlich bisher immer noch nicht
gelungen, den linken Fuß der Partnerin zu sehen; direkt über diesem Fuß
befände sich nämlich der alte Aluring. Spannend. Und wo ist der
Altreuer?
Auf den beiden Rathäusern ist alles wie gehabt, hier gab es keine
"personellen" Veränderungen. Auf dem Rathaus waren bei
der letzten Nestbeobachtung am 3. Mai bereits die ersten Jungvögel
geschlüpft, es waren mindestens drei; auf dem alten Rathaus saß
man zu diesem Zeitpunkt offensichtlich noch auf dem kompletten Gelege,
aber auch hier müsste es nun soweit sein, dass sich die ersten Küken
aus den Schalen pellen.
Gefüttert wurde am 3. Mai auch auf dem Salemer Amtshaus,
hier tummelten sich im Nest bereits ebenfalls mindestens drei kleine
Störchlein. Die Eltern sind wieder die Schweizerin und der
Deisendorfer.
Auf dem Amtshaus gibt es jetzt aber auch noch ein zweites Nest auf dem Südgiebel,
neu aufgebaut vom Affenberger,
welcher letztes Jahr durch einen Sturm
Nest und Junge auf der Kaplanei verlor, und einer blutjungen Störchin
aus Tiefenbach
am Federsee. Man hat dazugelernt, die Konstruktion sieht
dieses Jahr wesentlich stabiler aus, das Nest auf dem Salemer Amtshaus
dürfte einen Sturm problemlos überstehen. Auf dem Südgiebel wurde
Anfang April mit dem Brutgeschäft begonnen, auch hier dürften die
ersten kleinen Störche demnächst schlüpfen.
Auf dem bereits im letzten Jahr besiedelten Strommast beim Salemer Amtshaus
brütet wieder der auf dem Hirschnest geborene Ostracher, allerdings hat
er eine andere Gattin: Es ist die Störchin vom Affenberg,
welche
letztes Jahr auf dem Kamin des Hirschen zwei Junge großzog (ihr
damaliger dortiger Gatte, der Gögginger, zog dagegen auf den
Nachbarmast bei der Kaplanei). Bei der letzten Horstbeobachtung am 3.
Mai waren noch keine Jungvögel geschlüpft. Zwei Nachbarmasten dieses
Strommastes tragen aber seit diesem Frühjahr nun ebenfalls Brutnester:
der eben schon erwähnte Strommast
bei der Kaplanei (hinter Rentamtstraße 12) sowie ein Strommast oberhalb
des Salemer Amtshauses oberhalb
Pfullendorfer Straße 12. Bei der Kaplanei brüten, wie
schon gesagt, der 2018 geborene Gögginger, welcher schon im letzten
Jahr in Ostrach Junge aufgezogen hatte, und eine junge Störchin aus
Frickingen, die im Vorjahr in Walbertsweiler erfolglos eine Brut
versuchte. Ihr damaliger Gatte ist übrigens auch nach Ostrach gezogen,
vergnügt sich aber jetzt mit einer anderen Storchendame auf einem Mast
in der Saulgauer Straße (s.u.). Auf dem neu bebauten Mast oberhalb der
Pfullendorfer Straße 12 residiert ein unberingter Storch, der Partner
wurde dagegen noch nicht gesehen. Am 3. Mai gab es in diesen beiden
neuen Strommast-Horsten noch keine Storchenküken zu entdecken.
Nicht weit entfernt von diesen drei Strommasten steht der Strommast in der Schlösslestraße
beim Schulzentrum. Obwohl mit einem sehr hinderlichen Büschelabweiser
versehen und im Vorjahr kein Ort des Bruterfolgs, wurde er wieder vom
selben Storchenpaar, dem Krauchenwieser und einem
unberingten Partner,
besetzt. Diesmal wurde das Nest von ihnen etwas stärker abseits des
Büschelabweisers ausgebaut, sodass man etwas mehr Platz hat. Gebrütet
wird seit Anfang April.
Völlig abseits steht dagegen ein Strommast
in der Saulgauer Straße, auf dem vor Jahren schon einmal
ein Nestbauversuch stattfand, dann aber verlassen blieb. Die beiden
diesjährigen Horstinhaber kommen von nicht allzuweit her, er stammt aus
Riedhausen
und ist ein Sohn von "Hansi", hat auch im Vorjahr schon
einmal eine Brut versucht, und zwar in Walbertsweiler oberhalb Meßkirch
(seine damalige Gattin ist ebenfalls in Ostrach s.o.), sie stammt aus
Bad Saulgau und ist im Nest auf dem Kamin des Leuze-Verlags aus dem Ei
geschlüpft. Das Paar war etwas später dran als die meisten Ostracher
Brutstörche, aber Mitte April war es auch hier soweit und es lag das
erste Ei im Nest.
Ja, und dann gibt es ja noch die Horste zwischen Rathaus und Hirsch auf
der katholischen Kirche:
Zum einen ist da das Nest auf dem Giebelkreuz,
wiederbesiedelt von der Ostrach-Wangenerin und einem
Affenberger
Storch, der allerdings ein anderer ist als letztes Jahr. Ebenfalls
wieder besetzt ist das Nest im Schneefang
des Kirchturmdaches, wie im Vorjahr sind hier wieder zwei
Unberingte zugange. In diesen beiden Nestern wird ernsthaft gebrütet,
im Nest auf dem Kirchturmdach wurden am 3. Mai augenscheinlich sogar
schon Jungvögel gefüttert. Es wurde aber noch von zwei ganz jungen,
erst zweijährigen Adebaren ein drittes Nest gebaut, und zwar auf
dem Ostgiebel
des Kirchenschiffs, wo im Vorjahr bereits mal ein nicht
sehr stabiles Nest abgerutscht war (glücklicherweise lagen damals noch
keine Eier drin). Diesmal geht es ernsthaft zur Sache, der Storchenmann
von Bad
Saulgau (geschlüpft dort auf dem Museumsnest) und seine
Partnerin aus >Deisendorf
So, und jetzt wünschen wir allen Ostracher Storcheneltern viel Erfolg,
damit es auch weiterhin fröhlich von den Ostracher Dächern und Masten
klappert.
Juni: Tatsächlich hat
sich im Horst auf dem Gasthof
Hirsch
herausgestellt, dass die Storchendame, welche über dem
Intertarsalgelenk keinen Ring trägt, tatsächlich eine völlig unberingte
Störchin ist, also nicht die alte Horstinhaberin aus Goldscheuer. Das
alte Paar ist also komplett verschollen! Den Neuen fehlt aber
offensichtlich noch die Erfahrung. Gebrütet wurde zwar, auch hatte man
wohl kurzzeitig kleine Jungvögel im Nest, die allerdings nicht zu sehen
waren, denn in den Korb war kaum Nistmaterial eingetragen worden und
die Kuhle daher tief und schlecht einsehbar. Mitte Juni wurde
allerdings offensichtlich gefüttert, Anfang Juli gab es aber definitiv
kein junges Leben mehr im Nest. Na, vielleicht wird's ja nächstes Jahr
was. Und ob die Alten nochmal irgendwo auftauchen?
Auf dem Rathaus
schlüpften insgesamt vier Küken aus den Eierschalen, von denen drei
überlebten und vermutlich schon flügge sind. Im Nest auf dem alten
Rathaus wurde es dagegen dieses Jahr nichts mit Nachwuchs. Zwar wurden
im Mai eindeutig Jungvögel beschützt und bei starker Sonneneinstrahlung
beschattet, gesehen hat man sie aber selbst von den umliegenden Hügeln
aus nicht, sie waren also noch recht winzig und wurden auch nicht viel
älter als zwei oder drei Wochen. Störungen durch Fremdstörche spielten
dabei vermutlich eine Rolle.
Richtig was los ist auf dem Salemer
Amtshaus. Vier Jungvögel wurden auf dem Nordgiebel groß,
zwei Junge hatten die frischgebackenen Eltern auf dem Südgiebel zu
versorgen. Alle kamen problemlos durch.
Im Nest auf dem Strommast
beim Salemer Amtshaus
tummeln sich drei Jungvögel, auch sie sind mittlerweile voll befiedert
und gegen Wind und Wetter unempfindlich. Auf Stürme mit plötzlichen
Böen müssen sie aber immer noch achten, denn schnell ist mal ein Nest
heruntergeweht oder bei den ersten Flügen ein Kabel oder eine Hauswand
im Weg. Nachwuchs gibt es auch auf dem Strommast bei der Kaplanei;
hier wurden zwei Jungvögel großgezogen, im Alter ähnlich wie die auf
dem Salemer Amtshaus-Mast. Nichts wurde es dagegen auf dem neu
besiedelten Strommast
oberhalb des Salemer Amtshauses – oberhalb
Pfullendorfer Straße 12.
Auch hier pellten sich zwar Küken aus den Eierschalen, insgesamt wurden
es drei, doch überlebten sie ihre kritische Nestlingszeit nicht. Mal
sehen, ob es das Paar nächstes Jahr hier erneut versuchen wird.
Dieses Jahr scheint es auch in der Schlösslestraße
zu klappen. Der Büschelabweiser wird erfolgreich "umschifft", das Nest
wurde asymetrisch seitab des Büschelabweisers erweitert, so dass man
hier etwas Platz hat. Zwei Jungvögel teilen sich den Platz und werden
auch bald dem Nest samt Büschelabweiser den Rücken kehren. Stark
dezimiert wurde dagegen die Jungschar auf dem Strommast der Saulgauer Straße.
Hier tummelten sich anfangs vier kleine Störche, Mitte Juni waren es
dann nur noch drei und zwei Wochen später konnte man leider nur noch
einen einzigen Jungvogel entdecken. Dieser müsste es aber nun schaffen,
bis zu seinem Jungerfernflug wird es aber wohl noch ein paar Tage
dauern. Er ist der Nachzügler unter den Ostracher Halbstarken.
Ja, und wie siehts auf der katholischen
Kirche aus? Na, ganz erfolgreich, würde man sagen. Auf dem
Giebelkreuz,
wo vier Küken schlüpften, machen sich derzeit drei stattliche Jungvögel
den Platz streitig. Auch im Schneefanggitter
des Kirchturms – man glaubt es kaum, wenn man die beengten
Verhältnisse dort betrachtet – stehen drei Jungvögel im Nest. Und auf
dem Ostgiebel des
Kirchenschiffs haben zwei Junge das Licht der Welt
erblickt und sich erfolgreich behauptet.
Insgesamt
wurden in Ostrach also in 13 Nestern 25 Jungvögel großgezogen, das sind
nahezu zwei pro Nest, was für diese Brutsaison mit ihren vielen
Unwettern im Vergleich zu anderen Horsten Baden-Württembergs sicherlich
überdurchschnittlich ist. Ein Erfolg, der nicht zuletzt auf die
Wiedervernässung des Pfrunger-Burgweiler Rieds zurückzuführen ist, ein
optimales Nahrungsgebiet direkt "vor der Haustür".
2021: "Störche
ziehen Störche an." Dieser Satz wurde früher bei den Wiederansiedlungs-
und Bestandsstützungsprojekten immer wieder zitiert und ist bei allen
langjährigen Weißstorch-Betreuern bekannt. Und schauen wir uns die
Entwicklung der im badischen Raum (z. B. Zoo Heidelberg, Luisenpark
Mannheim, Radolfzell-Böhringen) oder auch am Affenberg schon seit
längerer Zeit bestehenden Kolonien an und nun auch den jährlichen
Zuwachs der sich bildenden Kleinkolonien in Oberschwaben, so scheint
diese Aussage durchaus ihre Berechtigung zu haben. Mit den
ans Ried angrenzenden Gemeinden, wie z.B. Ostrach, haben's die Adebare
aber auch gut getroffen, denn seit den Vernässungsmaßnahmen
finden sie hier reichlich Nahrung für ihren Nachwuchs.
Ein Schwerpunkt der Besiedlung bildet sich gerade in der Gegend um das
Salemer Amtshaus, wiederentdeckt haben die Störche außerdem die
katholische Kirche. Während allerdings Mitte des 20. Jahrhunderts ein
Nest auf dem Kirchturm regelmäßig besetzt war, haben sich drei
Weißstorchpaare heuer für das Kirchenschiff entschieden, initiiert von
einem Paar, welches sich letztes Jahr das dortige Giebelkreuz als
Nestunterlage wählte. Ein neues Nest entsteht aber nun doch noch auf
dem Kirchturm, hier jedoch nicht auf dem First, sondern im
Schneefanggitter auf der Ostseite. Dass eine Brut an einem solch
ungewöhnlichen Platz gelingen kann, wissen wir aus Moosheim.
Aber eins nach dem anderen:
Das Seniorenpaar auf dem Hirsch,
welches in Ostrach auch den Winter
verbringt, brütet wie jedes Jahr auf dem dortigen Dachreiter-Nest. Eng
benachbart auf dem Kamin desselben Daches sitzen wieder der dreijährige
Gögginger
und seine gleichaltrige Gattin vom Affenberg
auf ihren Eiern.
Auf dem Rathaus residiert wieder der 2015 aus dem Ei geschlüpfte
Schweizer aus Egnach zusammen mit der Deisendorferin, und auf dem alten
Rathaus nisten wieder der noch junge Storch aus Ostrach-Wangen
und
seine letztjährige Partnerin, welche ebenfalls auf dem Affenberg das
Licht der Welt erblickte.
Wieder besetzt wurde auch das im letzten Frühjahr erstmalig belegte
(und von mir anfangs übersehene) Nest auf dem Salemer Amtshaus,
und
zwar wie letztes Jahr von einem Adebar aus Deisendorf und einer
Störchin aus der Schweiz (die Schweizer Störche – auch im nahen
Ebenweiler sind 2020 einige Schweizer neu erschienen – haben
es letztes Jahr alle noch vor der
Corona-Grenzschließung nach Süddeutschland geschafft...).
Auf diesen fünf Nestern also "personell" alles beim Alten, mit der Brut
wurde überall um Ostern oder kurz davor begonnen. Am zeitigsten war man
auf dem Salemer Amtshaus dran, hier werden sich demnächst die ersten
kleinen Storchenküken im Nest tummeln.
Gewöhnlich kehrt der Storchen-Nachwuchs zur Brut nicht zu seinem
Geburtsort zurück, er hat auch beim Geburtsnest nichts verloren und
würde von den Eltern rigoros vertrieben. Nur in Kolonien gibt
es ein davon abweichendes Verhalten, es kommt hier durchaus vor, dass
in der Kolonie geborene Störche zur Brut wieder in diese Kolonie
zurückkehren. So kommt beispielsweise in Isny mit seiner Kleinkolonie
immer wieder mal ein gebürtiger Isnyer in die Kolonie zurück, und nun
ist tatsächlich ein original Ostracher, vor zwei Jahren geboren auf dem
Traditionsnest auf dem Hirsch, tatsächlich nach Ostrach zurückgekehrt
und beabsichtigt, hier seine Jungen großzuziehen. Ausgesucht hat er
sich einen Strommast beim Salemer Amtshaus, wo er sich eine neue
Wohnstatt errichtet hat. Seine Partnerin macht wieder mal ein großes
Geheimnis von sich, denn sie trägt keinen Ring. Gebrütet wird seit
ungefähr Mitte April.
Ebenfalls nicht weit vom Salemer Amthaus steht ein neu besiedelter
Strommast in der Schlösslestraße
beim Schulzentrum. Hier ist es ein
zweijähriger Storch aus Krauchenwies und sein unberingter
Partner,
welche sich trotz eines auf diesem Mast installierten und sehr
behindernden Büschelabweisers in den Kopf gesetzt haben, an genau
diesem unwirtlichen Platz ein Nest zu bauen. Auch hier wurde mit dem
Brutgeschäft begonnen; es bleibt abzuwarten, wie sich das Familienleben
auf dem sehr begrenzten Raum gestalten wird. Eine Entfernung des
Büschelabweisers wäre derzeit mit einem sehr hohen Risiko eines
Brutabbruchs verbunden, weshalb wir damit noch warten müssen.
Das im letzten Jahr auf dem Giebelkreuz
der katholischen Kirche
errichtete Nest, auf dem 2020 zwar ebenfalls noch gebrütet wurde, aber
nichts aus dem Gelege geschlüpft war (die damals zweijährigen Störche
waren wohl doch noch etwas zu unerfahren, um sich an diesem Platz,
welcher schon etwas Akrobatik erfordert, erfolgreich zu paaren), wurde
wieder besetzt, allerdings von anderen Störchen als letztes Jahr. Der
Storchenmann stammt vom Affenberg, drei Jahre alt, seine
Angetraute ist
aus dem Nachbarort, nämlich aus Ostrach-Wangen,
ebenfalls 2018
geboren.
Sie ist übrigens die Schwester des Storchs, welcher seit letztem Jahr
in unmittelbarer Nachbarschaft auf dem neuen Rathaus brütet; tz, tz,
Zufälle gibts (oder doch kein Zufall?). Ungefähr passend zu Ostern
lagen auf dem Giebelkreuz die ersten Eier im
Nest.
Gebaut wurde auf der Kirche aber noch von anderen Störchen: ein
weiteres Nest entstand auf dem gegenüberliegenden Ostgiebel, die
Baumeister sind hier ein dreijähriger Storch aus Hoßkirch
und eine
unberingte Storchendame, die sich mittlerweile ebenfalls ernsthaft mit
dem Gedanken befassen, Nachwuchs großzuziehen.
Direkt unter dem Giebelkreuz (ähnlich wie in Bad Saulgau) bauen derzeit
ein noch junger Tüfinger
und eine Schweizer Störchin ein Nest; ebenso
im Schneefanggitter des Kirchturms, wo zwei ziemlich sicher unberingte
Störche (genau konnte ich das bei der letzten Beobachtung nicht
erkennen) Äste zum Horstbau zusammentragen.
Na, wir sind gespannt, was sich in der Welt der Ostracher Adebare noch
so alles tut. Das "Klappern" ist jedenfalls mittlerweile ein fester
Bestandteil der Ostracher Geräuschkulisse, ob es womöglich demnächst
auch einen Kindersegen in Ostrach geben wird?
Juni:
Schwer was los in
Ostrach. Und unter den Adebaren teilweise jede Menge Ärger.
Ende April schlüpften die ersten Storchenküken in den Horsten. Am 5.
Mai gab es dann den ersten heftigen Gewittersturm. Zwei Nester wurden
komplett heruntergeweht, und zwar ein Drittnest auf dem Hirsch, welches
noch von einem zweijährigen Bad Saulgauer Storch (geboren bei
den
"Untermietern" unter dem Giebelkreuz auf der Kirche) und einer zwei
Jahre älteren Störchin aus Göggingen hinter den dortigen
zweiten Kamin
gebaut worden war, sowie das Nest auf dem Ostgiebel des Kirchenschiffs.
Tragisch war die Sache vor allem auf dem Hirsch, denn hier hatte man
gebrütet, es waren vier Eier im Nest gewesen. Das Brutpaar war
verständlicherweise völlig verstört und griff daraufhin das
Dachreiter-Nest, in dem sich zu diesem Zeitpunkt frisch geschlüpfte
kleine Junge befunden haben mussten, an. Bei einer Kontrollbeobachtung
drei Tage später war dann auch das Dachreiter-Nest leer, die Jungvögel
vermutlich bei den Kämpfen umgekommen. Stark verrutscht war durch den
Sturm auch ein neues Nest auf dem Giebel der Kaplanei, welches als
weiteres neues Nest von einem Affenberger mit seiner unberingten
Storchendame gebaut worden war. Auch hier wurde gebrütet. Würde das
Nest halten?
Nein, das Nest hielt leider nicht. Beim nächsten Starkregen in der
letzten Maidekade rutschte es ab und nahm einen kleinen Jungstorch mit
sich, der das Unglück nicht überlebte. Tja, und so sind schon drei
Paare in Ostrach "arbeitslos", dazu kommen noch einige Fremdstörche, so
dass die Aufregung unter den Adebaren groß ist, und die Brutpaare
höllisch auf ihren Nachwuchs aufpassen müssen.
Und so sieht es derzeit (Ende Juni/Anfang Juli) in den Ostracher
Horsten aus:
Ostrach Hirsch
Dachreiter-Nest: keine Jungvögel (vermutlich bei Kampf
umgekommen);
Ostrach Hirsch Kamin:
2 Jungvögel, beringt am 7. Juni;
Ostrach Hirsch 3.
Nest hinter zweitem Kamin: Absturz 5. Mai mit 4 Eiern,
Nachgelege (3 Eier im Nest am 7.6.), Mitte Juni Brut abgebrochen
Ostrach neues
Rathaus: 3 Jungvögel, beringt am 7. Juni, der Kleinste am
Rücken durch Fremdstorch verletzt (im Nest verarztet) hat sich in der
Zwischenzeit wieder erholt;
Ostrach altes
Rathaus: 2 Jungvögel, beringt am 7. Juni, einer der Beiden
zu diesem Zeitpunkt ziemlich klein, außerdem 2 vermutlich unbefruchtete
Eier im Nest;
Ostrach Salemer
Amtshaus: 3 Jungvögel, beringt am 7. Juni, ein weiteres
unbefruchtetes Ei im Nest;
Ostrach Kirche
Giebelkreuz: Brut und Anfang Mai eindeutiger Schlupf von
Jungvögeln, Ende Mai jedoch keine Jungvögel mehr im Nest;
Ostrach Kirche
unter Giebelkreuz: Nestbau, jedoch keine Brut;
Ostrach
Kirchenschiff Ostgiebel: Absturz 5. Mai, vermutlich zu
diesem Zeitpunkt noch keine Eier im Nest und keine Brut;
Ostrach Kirchturm
Schneefanggitter Ostseite: Ende Mai / Anfang Juni Schlupf
von 3 Jungvögeln, Mitte Juni noch 1 Jungvogel am Leben, auch am 22.
Juni nach den ersten Unwettern noch zu sehen, wenige Tage später jedoch
nach erneutem Unwetter leider tot;
Ostrach Giebel
Kaplanei: Nest am 5. Mai einseitig nach Osten verschoben,
um den 20. Mai abgerutscht, 1 Jungvogel tot gefunden;
Ostrach Strommast
beim Salemer Amtshaus: Ende Mai Schlupf eines Jungvogels,
hat bisher alle Unwetter überlebt und wird unberingt ausfliegen;
Ostrach Strommast
Schlösslesstraße beim Schulzentrum: 3 kleine Küken
geschlüpft nach Mitte Mai, Kälteperiode in der letzten Maidekade
überstanden, am 7. Juni Nest jedoch leer. Der Büschelabweiser der EnBW
ist eine massive Behinderung der Störche (falls die Jungstörche noch
gelebt hätten, hätte man den Abweiser in der ersten Junihälfte, wenn
die Jungen mindestens zweieinhalb bis drei Wochen alt gewesen wären,
nach Möglichkeit entfernt).
2020: Ostrach erfreut sich immer größerer Beliebtheit
bei den Störchen. Dieses Jahr
sind nicht nur das traditionelle Nest auf dem Hirsch und das
Rathausnest
besetzt, sondern es brüten noch drei weitere Paare in
Ostrach, wobei damit noch nicht alles in Ostrach unter den Adebaren
geschwätzt bzw. geklappert ist.
Aber der Reihe nach:
Auf dem Hirsch im Horst auf dem Dachreiter brütet wieder unser
altbekanntes Seniorenpaar. Am 1. Mai wurde hier eine Fütterung
beobachtet, die Jungvögel waren in dem aufgrund des windigen Wetters
randlich hochgebauten Nest aber noch nicht zu sehen.
Auch auf dem Rathaus sind die ersten Jungvögel Ende April geschlüpft.
Die Eltern sind wieder der Schweizer und seine Gattin aus Deisendorf.
Beide Paare haben Nachbarn bekommen. Besonders nah hat sich ein Paar an
die Hirsch-Störche getraut. Sie haben sich auf dem Kamin neben dem
Dachreiter niedergelassen und dort ein neues Nest gebaut. Die Störchin
stammt vom Affenberg
und ist erst knapp zwei Jahre alt, ihr Partner
konnte noch nicht eindeutig identifiziert werden (im März war es ein
Zweijähriger aus Göggingen,
der ist aber möglicherweise auf die Kirche
umgezogen). Auch dieses Paar brütet mittlerweile.
Lange bekämpft haben die Rathausstörche ihre Nachbarn. Die Plattform
auf dem benachbarten alten Rathaus gedachten sie unbedingt
freizuhalten, hatten letztendlich damit jedoch keinen Erfolg. Die
Rathausbesetzer sind hier ein blutjunger zweijähriger Storch aus dem
benachbarten Ostrach-Wangen
und ein dreijähriger Partner vom Affenberg.
Auch diese Störche sitzen mittlerweile auf einem Gelege.
Zwischen dem Hirsch und dem neuen Rathaus steht ja aber noch die
Kirche.
Und auch diese ist als Baugrund heiß begehrt. Recht chaotisch,
aber es scheint bisher zu halten, baut ein Paar auf dem Giebelkreuz des
Kirchenschiffes, und zwar auf der Südseite des Querbalkens. Es ist ein
Storch aus Moosheim,
sein Partner ist möglicherweise der oben erwähnte
Gögginger, der Ring konnte bisher aber noch nicht zweifelsfrei
abgelesen werden. Bei der letzten Beobachtung waren die Ringe wegen der
lang anhaltenden Trockenheit mit Kot beschmutzt und nur auf einer Seite
lesbar. Ich versuchte es lange von der Südseite her, bekam aber nur die
beschmutzte Seite zu sehen, den Störchen fiel es einfach nicht ein,
sich einmal umzudrehen. Schließlich wechselte ich den Standort, stellte
mich auf dem Parkplatz unterhalb des Rathauses und natürlich – die
Störche hatte sich mittlerweile ebenfalls gedreht, war ja klar. Die
Adebare wissen nämlich schon, wie sie ihre Betreuer ärgern können. Alle
Storchenbetreuer wissen ein Lied davon zu singen. Es gibt da die
verschiedensten Varianten: Storch steht gemütlich auf dem Nest, kaum
ist die Optik aufgebaut, Abflug. Oder – ein Bein wird eingezogen,
natürlich das Ringbein, und es wird selbstverständlich stundenlang
nicht mehr ausgeklappt. Oder, wie erwähnt, er zeigt einem stets die
verschmutzte Seite des Rings, egal wohin man sich stellt. Weitere
Variante: Storch stitzt die ganze Zeit, man wartet eine Stunde, Storch
steht nicht auf, man wartete weitere Minuten, na, jetzt müsste er aber
doch gleich.... Storch steht nicht auf. Schließlich wirft man das
Handtuch und fährt ab, schließlich gibt es ja noch eine Menge andere
Horste zu beobachten, und – im Rückspiegel sieht man: Storch erhebt
sich!
Jedenfalls scheint man Anfang Mai auch auf der Kirche schon "Probe zu
sitzen".
Und - das scheint in Ostrach noch nicht alles zu sein, denn der Hirsch
hat ja schließlich noch einen weiteren Kamin, ob man auf dem nicht auch
noch ein Nest bauen kann? Zwei dreijährige oberschwäbische Störche aus
Denkingen
und aus Göggingen
scheinen es sich gerade zu überlegen. Am 1.
Mai standen sie auf dem Dachfirst neben diesem Kamin, auch einen Tag
später wurden die beiden offensichtlich von den Vorgängen in den
Nestern ihrer Artgenossen auf dem Hirsch scheinbar magisch angezogen.
Na mal sehen, wie das weitergeht.
Bruterfolge und Senderstörche in
Ostrach 2020 (Nachtrag):
Ostrach Hirsch:
3 Jungvögel ausgeflogen, besendert am 17.6.: Jakob, Thea und Clara,
leider alle drei umgekommen.
Jakob 29.9.2020 Tod in Spanien (zwischen Zaragoza and Barcelona),
Körper im Wassertank eines Bauernhofes gefunden;
Thea 16.9.2020 Stromschlag in Marokko in der Nähe einer Müllhalde;
Clara 26.8.2020 tot im Wald in Zentralspanien (Beutegreifer).
Ostrach Hirsch Kamin:
2 Jungvögel beringt ausgeflogen;
Ostrach neues
Rathaus: 2 Jungvögel ausgeflogen, besendert am 17.6.:
Jonathan und Hanna
Ostrach altes
Rathaus: zwar Brut, jedoch keine Jungvögel;
Ostrach Salemer
Amtshaus: mindestens ein Jungvogel, jedoch am 23. Mai
gestorben;
Ostrach Kirche
Giebelkreuz: zwar Brut, jedoch keine Jungvögel.
Zug und Bewegungen der Senderstörche können mit der kostenlos
herunterladbaren App: "Animal Tracker" verfolgt werden.
2019: Sowohl das alttraditionelle Nest auf dem Gasthof
Hirsch als auch das neue Nest auf dem Rathaus
sind wieder besetzt. Die Störche auf dem "Hirsch" überwintern in
Ostrach, von daher ist es unwahrscheinlich, dass sie ihren Brutplatz so
mir nichts dir nichts aufgeben (na ja, aber wenn wir uns an das alte,
bei uns überwinternde Riedlinger Paar erinnern, als es
ihm plötzlich in den Sinn kam, seine Gattin zu verlassen und nach Ertingen
umzuziehen...). Jedenfalls haben diese beiden alteingesessenen
Ostracher, er aus der Schweiz, mittlerweile auch schon jeder 22
Jährchen auf dem Buckel.
Auf dem Rathaus hat sich wieder der letztjährige Horstinhaber, der
mittlerweile knapp vierjährige Schweizer aus Egnach, niedergelassen,
seine Angetraute ist aber dieses Jahr nicht die Dame aus Donauwörth,
sondern eine gleichaltrige Störchin aus Deisendorf im Bodenseekreis. Es
ist ganz typisch, dass sich Storchenweibchen nach erfolgloser Brut (die
drei Jungen waren hier letztes Jahr bei einem Unwetter umgekommen) ein
neues Brutnest und einen neuen Partner suchen.
Auf dem "Hirsch" begann man mit der Brut Ende März, die Störche auf dem
Rathaus mussten sich noch etwas kennenlernen, saßen dann aber wenige
Tage nach den Hirsch-Störchen auch schon auf den ersten Eiern.
Wie in vielen Nestern Oberschwabens,
so schlüpften auch auf den beiden Ostracher Nestern jeweils vier kleine
Storchenküken (die magische Zahl war 2019 die Vier). Mitte Mai begann
sich die Zahl im "Hirsch"-Horst auf drei zu reduzieren, eine Woche
später als Folge des Dauerregens teilte auch der Zweitälteste das
Schicksal des Nesthäkchens. Auf dem Rathaus überlebten von den Vieren
immerhin drei, sie waren in der Schlechtwetterperiode noch jünger und
kleiner und konnten von den Eltern besser geschützt werden. Am 5. Juni
wurden alle fünf Jungvögel beringt, und mittlerweile haben auch die
Rathaus-Störche ihre kritische Nestlingszeit erfolgreich überstanden,
sodass dieses Jahr zur Freude des Bürgermeisters erstmals auf dem
Ostracher Rathaus Jungstörche ausfliegen werden.
2018: In Ostrach sind bisher zwei Horste besetzt.
Der traditionelle Horst auf dem Gasthof Hirsch
und – allerdings erst seit April – das Nest auf dem Rathaus.
Das Nest auf der Fichte existiert nicht mehr, denn die Fichte fiel
letztes Jahr bei einem Sturm im Hochsommer um.
In Ostrach auf dem Gasthof Hirsch nistet wieder unser altbekanntes, in
Ostrach überwinterndes Paar. Mit der Brut begannen sie genauso wie im
Vorjahr Ende März.
Für das Nest auf dem Rathaus interessierten sich zwar Störche, so wurde
am 5. April ein zweijähriger Storch aus Zell
auf dem Rathaus beobachtet, der jedoch immer wieder vom "Hirsch"-Storch
verjagt wurde, auch andere Störche waren, nach den Kotspuren zu
urteilen, wohl gelegentlich auf dem Nest. Doch die eigentliche
Besetzung fand wahrscheinlich erst danach statt, und zwar durch einen
Schweizer Storch (nach Ringnummer und –position wahrscheinlich 2014
geboren, aus Oberschwaben bisher nicht als Brutstorch bekannt) und das
Weibchen vom letzten Jahr, einer ebenfalls vierjährigen Störchin aus
Donauwörth. Mittlerweile wird auch auf dem Rathaus gebrütet, mit dem
Schlupf ist jedoch nicht vor der letzten Maiwoche zu rechnen.
Auf dem Hirsch begann der Schlupf
bereits um die Monatswende April/Mai, auf dem Rathaus dagegen erst drei
Wochen später. In beiden Nestern tummelten sich anfangs drei kleine
Störche. Ziemlich genau zum Schlupfzeitpunkt der Ratshaus-Störche starb
allerdings bereits das Nesthäkchen auf dem Hirsch. So lebten also zwei
Jungvögel auf dem Hirsch und drei Jungvögel auf dem Rathaus als am 6.
Juni ein Unwetter über Ostrach hereinbrach. Erstaunlicherweise
überstanden die beiden auf dem Hirsch den überaus heftigen Starkregen,
die drei Nestlinge auf dem Rathaus starben jedoch. Sechs Tage nach dem
Unwetter wurde in Ostrach beringt. Die Jungvögel auf dem Hirsch waren
gesund und munter und keine Leichtgewichte: Sie brachten 3,2 und 3,5
Kilogramm auf die Waage. Einige Wochen später schafften sie nach
fleißigem Üben ihren ersten Ausflug vom Nest, waren sodann eine
Zeitlang zusammen mit den Eltern auf den Wiesen des Pfrunger-Burgweiler
Rieds zu sehen und verließen schließlich die heimatlichen Wiesen, kamen
auch nachts nicht mehr zum Horst auf dem Hirsch zurück. Im
Gegensatz zu ihren Eltern werden sie nämlich zusammen mit anderen
Jungstörchen in den Süden ziehen; das Abenteuer lockt und der nächste
Winter kommt bestimmt. Die Eltern lässt der Winter dagegen völlig kalt;
augenscheinlich gibt es nichts, was sie an einer solchen Reise reizen
könnte.
2017: In Ostrach auf dem Gasthof Hirsch ist wieder
unser altbekanntes, in Ostrach überwinterndes Paar. Mit der Brut
begannen sie Ende März. Ungefähr am letzten Apriltag, also kurz nach
dem Schnee-Intermezzo, schlüpften die Küken, vermutlich zwei an der
Zahl. Das Wetter wurde aber auch am 1. Mai wieder sehr unwirtlich und
blieb in den folgenden Tagen ziemlich nass und kalt. Die kleinen Jungen
wurden offensichtlich nicht sorgfältig genug von den Eltern geschützt
und starben. Am 9. Mai warf einer der Altstörche die beiden kleinen
Kadaver aus dem Nest.
Dieses Jahr haben die Störche des
„Hirsch“ aber nun tatsächlich Konkurrenz bekommen. Ein weiteres
Storchenpaar versuchte, auf der Kirche ein Nest zu bauen, was zum einen
nicht recht gelang und zum anderen auch von Angehörigen der
Kirchengemeinde nicht gern gesehen wurde. Hurtig bot die Gemeinde daher
eine Nistunterlage auf dem Rathaus an, welche erfreulicherweise
tatsächlich von den Störchen angenommen wurde. Und sie machten dann
auch wirklich ernst. Um den 20. April begann das Paar – er übrigens aus
Markdorf vom NSG Eisweiher,
sie aus Donauwörth, beide drei Jahre alt – mit der Brut, und ca. einen
Monat später schlüpfte dann ein einzelnes Küken. Der Jungvogel hielt
sich wacker. Als er jedoch am Montag, den 3. Juli beringt werden
sollte, fand man leider nur noch einen toten Körper im Nest, der kleine
Storch war beim starken Regen am Wochenende zuvor gestorben, für sein
Alter von immerhin fünfeinhalb Wochen erwies er sich als
unterentwickelt.
Damit aber nicht genug! Noch ein
drittes Paar brütete in unmittelbarer Nähe dieser beiden Storchenpaare.
Zwei waschechte oberschwäbische Adebare, er aus dem benachbarten Bad Saulgau, sie aus Tiefenbach am Federsee und
diese beiden noch blutjung (erst zwei Jahre alt), bauten sich ein Nest
auf einer hohen Fichte. Gegen Mitte April saßen sie abwechselnd auf
einem Gelege, und sie saßen und saßen und saßen... Irgendetwas hatten
sie in ihrem jugendlichen Leichtsinn wohl fasch gemacht, es wollte
nichts schlüpfen. Mitte Juni gaben sie es schließlich auf.
Das Nest auf der Fichte kann
hier leider nicht bleiben. Der schräg stehende Baum ist nicht stabil
genug, um ein schweres Nest zu tragen. Man wird den Baum wohl fällen
und den Störchen ein Ersatznest auf einem weiteren Haus der Gemeinde
anbieten. Ob es allerdings genauso problemlos angenommen werden wird?
Denn die Fichte ist ziemlich hoch, das Nest bot einen sehr guten
Überblick.
|